Frage an Oliver Kaczmarek von Rainer W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Kaczmarek,
Ich möchte niemals fremdes menschliches Gewebe oder Organe erhalten und halte diese Behandlung aus medizinischer Sicht, nicht nur für völlig ungeeignet, sondern i.d.R. für extrem schädlich. Auch soll kein Mensch sein Leben auf diese schrecklichste Art und Weise, durch Zerstückelung wie auf einem Schlachttisch, verlieren und bis hin zu Knorpelstücken oder Kniegelenken verpackt und verschickt werden.
Die Verdinglichung des Menschen als Medikament, ist für mich der absolute Maßstab von Menschenunwürdigkeit.
Tatsächlich gibt es Menschen, die gegen eine Zerstückelung Ihres Körpers nichts einzuwenden haben, auch nicht gegen den Einbau von fremden Geweben und Organen.
Beide Einstellungen lassen sich verbinden, wenn Menschen sich als Spender registrieren lassen könnten und für jedes Jahr seit der Erklärung der Spendebereitschaft, Punkte kriegen würden, für eine bevorzugte Organ-/Gewebezuteilung im Bedarfsfall. Organerkrankten, die nicht registriert sind, aber aus speziellen Gründen kurzfristig ein Organ/Gewebe brauchen, könnten nach Ihrer Registrierung sofort Zugang zu der Vergabe haben, z.b. durch ein Notfallkontingent auch ohne gesammelte Punkte. Als "Geschlossener Club" gibt es viele Möglichkeiten des Kennenlernens, was die Erfolgsaussichten einer Übertragung, durch bekannte Menschen, erhöht.
Bei denen, die nicht registriert sind bzw. sich bei einer Erkrankung auch nicht registrieren wollen, soll es bei Strafe verboten sein, Organe/Gewebe als Therapie zu verabreichen oder auch zu entnehmen. Dies kommt all den Menschen zugute, die befürchten, im bewußtlosen Zustand nicht widersprechen zu können und nach einer OP mit fremden Organen/Geweben aufzuwachen.
Der amtierende Präsident der Ärztekammer hat dieses Prinzip thematisiert https://www.waz.de/politik/aerztepraesident-organspende-bereitschaft-mit-vorzug-belohnen-id226233671.html .
Wurde dieses Vorgehen diskutiert bzw. welche Erfolgsaussichten würden Sie diesem Vorgehen geben?
Sehr geehrter Herr Walter,
vielen Dank für Ihre Frage zur Zukunft der Organspende in Deutschland. Der Bundestag diskutiert die Fragen, die auch Sie bewegen mit großer Sensibilität für das Thema. Konkret stehen zwei unterschiedliche Lösungen zur Debatte. Mit der Zustimmungslösung, die sie hier einsehen können http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/110/1911087.pdf, soll ein Online-Register eingeführt werden, dass es den Bürgerinnen und Bürgern einfach ermöglicht ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu dokumentieren. Die Widerspruchslösung, die Sie hier einsehen können http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/110/1911096.pdf, strebt an, alle Bürgerinnen und Bürger nach einer doppelten Widerspruchsmöglichkeit zu Organspendern zu erklären. Der doppelte Widerspruch erfolgt im ersten Schritt persönlich und im zweiten Schritt nach dem Ableben durch die nächsten Angehörigen. Ein Punktesystem, wie Sie es vorschlagen, ist in der aktuellen Debatte nicht vorgesehen.
Die erste Lesung der beiden Vorschläge hat in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause stattgefunden. Nach der Sommerpause setzen wir die Beratungen intensiv fort. Wie viele andere Kolleginnen und Kollegen habe auch ich mich noch nicht auf eine Position festgelegt. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich die weitere Debatte sehr genau verfolgen werde, um mir in diesem Zuge eine abschließende Meinung bilden zu können.
Grundsätzlich habe ich eine andere Haltung als Sie zu Organspenden. Ich halte deren Nutzen für medizinisch abgesichert und ich möchte dazu beitragen mehr Menschen zu überzeugen, für Organspenden zur Verfügung zu stehen. Von diesem Standpunkt aus suche ich nach einer politischen Lösung.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Kaczmarek