Frage an Nils Schmid von Peter B. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Dr. Schmid!
Was ist der Unterschied zwischen Transrapid und der sog. Neubaustrecke STGT-Ulm? Prof. Heimerl hat die jetzt geplante Neubaustrecke mit Absicht so konzipiert (nachdem schon Planungen für eine im Norden der unteren Fils (bei Göppingen) beginnenden Rampe auf die Alb vorlagen), dass niemals Güterzüge diese Neubaustrecke nutzen werden können, da die Steigung absichtlich >4% beträgt.
Die jetzige Güterzugstrecke über die Geislinger Steige ist die steilste in Deutschland (2,25%). Deshalb benötigen sog. Euro-Güterzüge (2000t) zwei Loks, die in Kornwestheim vorgespannt werden müssen und nach getaner Arbeit leer wieder zurückfahren (einzigartig in Europa). Das macht die Nutzung dieser Strecke finanziell vollkommen unattraktiv!
Die Steigung der ursprünglichen, nördlichen Rampe, wäre auf 2% beschränkt gewesen, S21 wäre vollkommen unnötig. Wie bisher würden die Güterzüge von Kornwestheim durch´s Neckar- und Filstal fahren und über die Nord-Rampe auf die Alb. Personenzüge könnten diese ebenfalls nutzen oder wie bisher über Geislingen fahren.
Meine Fragen hierzu:
1. Hofft die SPD, hoffen Sie durch die erzwungene Umleitung der Güterzüge schon ab Hessen durch´s Fränkische (und dem dadurch mit erzwungenen S21), dass aus dem Industrieland Baden-Württemberg endlich ein Dienstleistungsland würde?
2. Hofft die SPD, hoffen Sie, dass durch S21 der Echterdinger Flughafen endlich zum (internationalen) Drehkreuz und insbesondere zum sog. Flughafen-Hub wird, der durch S21 ja eine FFM vergleichbare Anbindung erhalten würde?
Ich wäre Ihnen um Antworten dankbar, gestehe aber freimütig, dass mir noch mehr daran gelegen wäre, wenn die SPD insgesamt wieder bereit wäre, die permanente Umverteilung von Unten nach Oben auch durch solche verkehrspolitischen Geschenke an die nicht Bahn fahrenden Manager und Aktionäre, endlich zu beenden.
Ich verbleibe mit Grüßen aus dem zukünftigen Durchgangs- und Umfahrungslager Mittlerer Neckar, zu dem ja auch Nürtingen zählt.
Sehr geehrter Herr Bounin,
die Antwort auf ihre (rhetorischen) Fragen lautet natürlich zweimal: nein.
Übrigens hängen Ihre beiden Fragen durchaus miteinander zusammen. Wie ich bereits auf abgeordnetenwatch.de ausgeführt habe, handelt es sich bei dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm in erster Linie um ein Projekt des Personenverkehrs. Zumindest der Abschnitt der NBS Wendlingen-Ulm war - bis auf ein paar Einzelstimmen - bislang völlig unumstritten. Auch Gegner von Stuttgart 21 haben immer die Vorteile dieser Strecke betont. Daher wundere ich mich schon, wenn nun plötzlich dieser Streckenabschnitt auch in Zweifel gezogen wird.
Es geht mitnichten darum, den Güterverkehr verlagern zu wollen, sondern darum, den Personenverkehr schneller und attraktiver zu machen und damit gegenüber dem Flugzeug konkurrenzfähiger. Das Gegenteil ist also der Fall: Ich habe mit dafür gekämpft, den Bau einer zweiten Startbahn am Stuttgarter Flughafen zu verhindern. Wenn es uns nicht gelingt, den Schienenfernverkehr attraktiver zu machen, werden Flugverkehr und Stau auf den Straßen zunehmen. Mit Personenzügen "wie bisher über Geislingen fahren", wie Sie vorschlagen, wäre nach meiner Ansicht eben keine zukunftsfähige Alternative.
Das ist auch der Unterschied zum Transrapid: Wir wollen kein Anwendungsbeispiel für eine neue Technologie schaffen, sondern das bestehende und bewährte Schienennetz modernisieren - durch Ausbau- und Neubaustrecken. Im Fall von Stuttgart 21 kommt die effiziente Umgestaltung des Bahnknotens Stuttgart hinzu.
Ein letztes Wort zu Ihrer etwas zynischen Schlussbemerkung: Gerade der Mittlere Neckarraum profitiert von einer schnellen Anbindung durch Stuttgart 21.
http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/das_bahnprojekt/schnell_unterwegs/regionalverkehr/default.aspx
Mit freundlichen Grüßen
Nils Schmid