Sehr geehrte Frau Gohlke, wird DIE LINKE im Falle einer Regierungsbeteiligung die Bologna-Reform in Deutschland rückgängig machen? Und wie stehen sie zum Problem der Noteninflation? MfG Baran P.
DIE LINKE bleibt bei ihrer Kritik am neoliberalen Bologna-Prozess. Die Harmonisierung von Abschlüssen und die Steigerung der Mobilität waren zwar richtig. Doch Die Implementierung der europäischen Studienreform brachte vollgestopfte Curricula, eine zu hohe Prüfungsdichte oder eine zu hohe Arbeitsbelastung für Studierende und Lehrende mit sich. Auch die permanente Messbarkeit von Leistung mit einem starren Punktesystem und zusätzlichen Hürden bei Abschlüssen waren die Folge. Doch die Entwicklungen einfach wieder rückgängig machen zu wollen, wäre wenig zielführend. Vielmehr brauchen wir eine umfassende Reform des Bologna-Prozesses hin zu einer offenen, sozialen und demokratischen Hochschule. DIE LINKE steht für ein emanzipatorisches, demokratisch organisiertes, interdisziplinäres und kritisches Studieren, für eine unabhängige Wissenschaft und Forschung. Im Fokus einer umfassenden Hochschulreform muss folglich die Sicherstellung guter Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre gleichermaßen stehen. Wir brauchen ausreichend Studienplätze statt Auswahlverfahren und Zugangs- und Zulassungsbeschränkungen wie Numerus Clausus, Auswahlgespräche, IQ-Tests oder Bewerbungsgespräche. Und natürlich muss der Master zulassungsfrei sein und als Regelabschluss gelten. Dazu gehört natürlich auch ein Systemwechsel im Wissenschaftszeitvertragsgesetz, damit endlose Befristungen in der Wissenschaft aufhören, ebenso wie eine Neuausrichtung des BAföG, das existenzsichernd sein muss und für einen breiteren Teil offensteht. Der Zugang zur Hochschule darf nicht vom Geldbeutel junger Menschen bzw. ihrer Eltern abhängig sein, sondern muss allen Menschen offenstehen. Daher lehnt DIE LINKE jede Form von Studiengebühren für In- und Ausländer:innen ab. Dies gilt ebenso für Verwaltungs-, Langzeit-, Zweitstudiumsgebühren oder Studienkonten.