Frage an Monika Grütters von Nicolai W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Grütters,
Ihre Stellungnahme zur Anfrage von Herrn Schendel verwundert mich. Die zitierte und verlinkte Studie von Cashman et al. (2016), die eine Europa weite Unterversorgung mit Vitamin-D dokumentiert, bezieht sich explizit auf die Daten des Robert-Koch-Instituts. Demnach weisen 62,2% der Jungen, 63,9% der Mädchen, 56,8% der Männer und 57,8% im Jahresmittel eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung aus und erreichen nicht den Zielwert von 20 ng/ml 25OHD:
http://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html#FAQId2437564
Im Winterhalbjahr ist die Situation naturgemäße prekärer. Zudem beziehen sich diese Prävalenzzahlen nur auf den konservativen Zielwert von 20 ng/ml. Es gibt gute Begründungen den Zielwert auf 30 ng/ml 25OHD anzuheben.
Sie empfehlen den Bedarf durch regelmäßigen Aufenthalt an der frischen Luft zu decken. Leider wird von „frischer Luft“ kein Vitamin-D synthetisiert. Die UVB-Strahlen der Sonne lassen zwar sehr effektiv Vitamin-D bilden, dazu muss aber erstens die Sonne scheinen und zweitens müssen dann die Menschen auch ungeschützt an die Sonne gehen. Beides ist in Deutschland offensichtlich nicht sehr verbreitet.
Osteoporose ist bekanntlich eine kostenintensive Volkskrankheit. Ein Vitamin-D-Status von weniger als 20 ng/ml ist ein etablierter Risikofaktor für muskuloskeletale Erkrankungen und eine Vitamin-D-Supplementierung hat nachweislich präventiven bzw. therapeutischen Nutzen erbracht. Die EFSA (im Anhang) hat dies kürzlich zur Kenntnis genommen sich entsprechend in ihrem aktuellen Entwurf zur Vitamin-D-Zufuhrempfehlung für eine Supplementation ausgesprochen: http://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/consultation/160321.pdf
Damit erst, so die EFSA, könne die Mehrheit der Bevölkerung zumindest diesen für muskuloskeletale Erkrankungen relevanten Zielwert von 20 ng/ml erreichen.
Welche Maßnahme würden Sie zur Abdeckung des Vitamin-D-Bedarfs vorschlagen?
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Nicolai Worm
Sehr geehrter Prof. Dr. Worm,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Frage, welche Maßnahmen notwendig sind, ist eine, die nicht zuvorderst politisch, sondern vor allem von Seiten der Wissenschaft zu beantworten ist. Soweit ich es erkennen kann, gibt es in der Fachwelt eben keinen Konsens dahingehend, eine generelle Empfehlung für eine Supplementierung auszusprechen. Eine Supplementierung wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nur für Risikogruppen empfohlen, die ihren Bedarf nicht über Sonnenbestrahlung oder eine entsprechende Ernährung decken können.
Davon abgesehen steht es natürlich jedem Bürger und jeder Bürgerin frei, den eigenen Versorgungsstatus mit Vitamin D erheben zu lassen und sich zum Beispiel in Absprache mit dem Hausarzt über Möglichkeiten bei einer festgestellten Unterversorgung zu informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Grütters