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Monika Grütters
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Frage von Sandra R. •

Frage an Monika Grütters von Sandra R. bezüglich Jugend

Hallo

Warum ist es so schwierig zu studieren und kinder zu bekommen.
Ich habe beschlossen das ich studieren (Ingenieurwesen) und 2 Kinder haben möchte. wenn ich diese 2 Kinder haben möchte bevor ich 30 bin (das halte ich für das beste alter) muss ich diese kinder im Studium bekommen. Ich bin Jetzt 25 verheiratet habe 2 kinder und beginne gerade meine Masterarbeit. Organisatorisch ist das schwierig aber lösbar Finanziell ist das eine katastrophe da wir für die Kinder Hartz4 bekommen ich bafög und mein mann muss eine 2. ausbildung machen (Berufsunfähig). Warum gibt es keine Regelungen für studenten die kinder bekommen wenn Akademiker kinder kriegen sollen muss da irgendwas passieren den entweder ich kriege im studium kinder oder wenn ich über 30 bin was bei dem plan von 2 kindern eine karierrekatastrophe ist.

Liebe Grüße

Sandra Richter

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Richter,

vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst einmal möchte ich Ihnen zu Ihrer Entscheidung gratulieren, Familie und Karriere miteinander vereinbaren zu wollen. Die finanziellen Probleme, von denen Sie mir berichten, gehören zu den Schwierigkeiten, die häufig auftreten, wenn Eltern ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben, oder noch nicht vollständig in das Erwerbsleben integriert sind.

Als alternde Gesellschaft ist Deutschland aber natürlich darauf angewiesen, dass sich auch junge Leute für die Gründung einer Familie entscheiden können. Deshalb bin ich völlig Ihrer Meinung, dass sich auch die Gemeinschaft engagieren sollte, wenn Eltern sich noch in der Ausbildung befinden und deshalb finanzielle Belastungen nicht immer selbst schultern können.

Hierfür gibt es auch eine Reihe von Instrumenten, von denen junge Eltern profitieren können. Für alle Studierenden gibt es das BAföG, welches Sie in ihrem Schreiben ja auch explizit genannt haben. Hierbei möchte ich Sie aber darauf aufmerksam machen, dass es für Eltern im Studium die Möglichkeit gibt, einen Kinderbetreuungszuschlag zu erhalten. Für zwei Kinder addiert sich dieser auf gut 200 Euro im Monat und kann so auch zu einer besseren Vereinbarkeit von Studium und Familie beitragen.

Neben der obligatorischen Leistung des Kindergeldes, das Sie auch erhalten dürften, hat die Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode auch das „Elterngeld“ eingeführt. Vielen Familien ist noch unbekannt, dass auch sie als Bezieher in Frage kommen. Wenn ich Ihre Schilderungen korrekt interpretiere, dürften auch Sie zum potenziellen Bezieherkreis des Elterngeldes gehören. Studierende können im Rahmen dieses Programms maximal 300 Euro im Monat über den Zeitraum eines Jahres hinweg erhalten. Bei Geburt eines weiteren Kindes kommt noch einmal ein Betrag von mindestens 75 Euro hinzu. Hierbei ist aber wichtig, dass das Elterngeld innerhalb von drei Monaten nach der Geburt des Kindes beantragt wird.

Des Weiteren möchte ich Sie auf die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ aufmerksam machen. Die Aufgabe der Bundesstiftung ist es, im Falle von Notlagen unterstützend tätig zu werden. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Einkünfte den finanziellen Bedarf für „Schwangerschaft, Geburt sowie Pflege und Erziehung des Kleinkindes nicht decken und andere staatliche Leistungen nicht rechtzeitig oder ausreichend zur Verfügung stehen“. Auch ein drohender Abbruch des Studiums aufgrund einer finanziellen Notlage kann ein Anlass zur Förderung sein. Im letzten Jahr standen für die Bundesstiftung knapp 100 Millionen Euro an Haushaltsgeldern zur Verfügung. Natürlich kann ich Ihre Lage nicht im Detail bewerten, sollten Sie Ihre Schwierigkeiten aber als nicht mehr beherrschbar empfinden, möchte ich Sie gern ermutigen, sich an die Bundesstiftung zu wenden.

Zuletzt stehen ihnen natürlich auch die Möglichkeiten zur Studienfinanzierung offen, die alle anderen Studierenden auch haben. Dazu gehört die Bewerbung um ein Stipendium bei den Begabtenförderungswerken oder die Entscheidung für einen Bildungskredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Natürlich ist ein solcher Kredit immer mit der späteren Abzahlung des Betrages (inklusive Zinsen) verbunden. Allerdings ist der Zinssatz beim Bildungskredit der KfW relativ niedrig, und die Rückzahlung lässt sich durchaus so strecken, dass die Belastung sich auch für eine mehrköpfige Akademikerfamilie durchaus darstellen lässt.

Da Sie ein Studium der Ingenieurswissenschaften absolvieren, haben Sie sehr gute Aussichten auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz, insbesondere angesichts des größer werdenden Fachkräftemangels in Deutschland. Zudem hat eine Studie der OECD erst wieder ergeben, dass Akademiker im Durchschnitt knapp 67 Prozent mehr verdienen, als Arbeitnehmer, die „nur“ über eine berufsqualifizierende Ausbildung verfügen. Auch vor diesem Hintergrund wäre die Aufnahme eines Bildungskredites für Sie sicher eine Überlegung wert.

Abschließend darf ich Sie auch darauf hinweisen, dass ab dem nächsten Sommersemester an den Hochschulen das sogenannte „Deutschlandstipendium“ gestartet wird. Auch dieses Stipendium, das Studierende mit sehr guten Leistungen mit 300 Euro im Monat fördern wird, wäre für Sie grundsätzlich eine Möglichkeit, da je nach Hochschule auch soziale Faktoren bei der Bewertung der Leistungen berücksichtigt werden müssen.

Sie sehen, dass die deutsche Gesellschaft durchaus einige Instrumente geschaffen hat, die dazu beitragen, dass sich Familie und Studium miteinander vereinbaren lassen. Leider sind diese verschiedenen Maßnahmen nicht immer übersichtlich, sie können aber den individuellen Situationen der Familien in Deutschland durchaus Rechnung tragen und sicher sind Sie als Akademikerin pfiffig genug, diese Angebote zu entdecken. Vielleicht kann Ihnen aber auch einer meiner Hinweise weiterhelfen. Grundsätzlich gebe ich Ihnen aber recht, dass die Politik sich zukünftig noch stärker darum bemühen muss, jungen Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bzw. Ausbildung zu erleichtern.

In erster Linie wird es dabei darauf ankommen, Ausbildungsstätten und Arbeitgeber für die besonderen Bedürfnisse erwerbstätiger Eltern noch stärker zu sensibilisieren. Hierzu hat das Bundesfamilienministerium bereits eine Reihe von Programmen gestartet, die Sie meiner Antwort an Frau Vicenti vom 02. Juni 2010 entnehmen können. Darüber hinaus wird es bis 2013 für jedes dritte Kind in Deutschland unter 3 Jahren einen Betreuungsplatz geben, und auch die Investitionen in frühkindliche Bildungsangebote werden deutlich ausgebaut.

Dies alles sind Bausteine auf dem Weg, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Ausbildung in Deutschland zu erhöhen. Sie werden auch Ihnen hoffentlich dabei helfen, die Herausforderung von Ausbildung und Familie meistern zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Grütters

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