Frage an Mieke Senftleben von Peter D. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Senftleben,
Sie plädieren in der MoPo vom Samstag (2.9.) für mehr „schulische Freiheit“. Ich frage mich aber was Sie genau darunter verstehen. „Freiheit „ ist ja mittlerweile mehr ein prima Schlagwort geworden. Wie stellen Sie sich aber mehr Freiheit für die Berliner Schulen und Schüler vor?
Wie stellen Sie zum Beispiel sicher, dass Schulabschlüsse vergleichbar bleiben? Wir wollen Sie die Qualität der Ausbildung überprüfen? Dürfen sich Schüler die Schule dann aussuchen? Wie verhindern Sie, dass es einen Wettbewerb gibt, bei dem am Ende die schwachen Schüler in schwierigen Bezirken auf der Strecke bleiben?
Der Begriff „Einheitsschule“ überzeugt mich auch nicht gerade, aber Chancengleichheit und Vergleichbarkeit der Abschlüsse müssen doch für alle Berliner Schülerinnen und Schüler gewahrt bleiben.
Über eine ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.
Peter Dellbrügger
Sehr geehrter Herr Dellbrügger,
haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre Mail.
Wir müssen die "Freiheit für Berliner Schulen" mit Leben füllen. Mittlerweile beanspruchen alle politischen Lager für die schulische Eigenständigkeit zu sein - dennoch sind dies häufig nur schwache Bekenntnisse, die nichts bewirken. Deswegen bin ich auch ein wenig stolz darauf, dass wir hier unseren politischen Konkurrenten immer einige Schritte voraus sind.
Die FDP kann auf zahlreiche Vorstöße in Sachen Eigenständigkeit verweisen. Wir wollen den Schulen ein Budget einrichten, ihnen die Dienststelleneigenschaft zusprechen, sie von der ständigen Gängelung durch die Schulbürokratie befreien. Dies haben wir durch konkrete Anträge untermauert - doch leider konnten wir uns damit nicht gegen die Koalition durchsetzen. Auch die anderen Fraktionen sind hier nach wie vor sehr zögerlich und dsetzen eben doch lieber auf die Verwaltung und nicht auf die Fähigkeiten vor Ort!
Wichtig ist, dass Schulen eigene Wege gehen dürfen - sofern sie die gesteckten Ziele erreichen. Deswegen setzt die FDP auf zentrale Vergleichsarbeiten und Prüfungen. Wir wollen ebenso die Schulischen Leistungsdaten erheben und seriös veröffentlichen. Schüler, Eltern und Lehrer haben ein Recht zu erfahren, wo ihre Schule steht.
Schülerinnen und Schüler sollen sich künftig - frei von Sprengeln und Schuleinzugsgebieten - ihre Schule aussuchen dürfen. Wenn Schulen sich Profile und Schwerpunkte erarbeiten, ergibt es keinen Sinn, Schüler und Schülerinnen einfach nur zuzuweisen.
Wir wollen die Situation und das Umfeld der jeweiligen Schule berücksichtigen sowie den Förderbedarf des einzelnen Schülers im Auge behalten. Natürlich muss es - je nach Kiez - auch etwas mehr Unterstützung geben. Dies kann mittels subjektbezogener Föderzuschläge geschen.
Die Einheitsschule ist keine Schulform, sondern ein Schulsystem, welches auf Uniformität aufbaut. Es funktioniert nur solange keine anderen Schultypen neben der vermeintlichen "Gemeinschaftsschule" existieren. Daher lehnen wir das Einheitsschulsystem strikt ab - und setzen lieber auf Bildungsvielfalt. Manche Schüler lernen am Gymnasium besser, andere auf der Gesamtschule. Entscheidend ist doch, dass die Bildungsziele erreicht werden. Und dies muss über Schulinspektionen, Vergleichsarbeiten und schließlich dem Zentralabitur gesichert werden.
Beste Grüße und einen schönen Tag -
Mieke Senftleben