Frage an Michael Piazolo von Janet W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Piazolo,
wie stellen Sie über alle Schulen die gute Qualität von Online-Unterricht sicher? Was ist da genau definiert, welche Qualitätskriterien setzen Sie da an?
Das sollte offen diskutiert werden. Etwa: Ist Online-Unterricht ein PDF? (So derzeit oft üblich, als Mutter von 13/15-jährigen Töchtern im Gym.) Ist es eine Aufgabe mit Videos, ist es eine Video-Konferenz (wünschen wir uns öfter mal, gibts aber nicht oft) oder ist es vielleicht ein Video des Lehrers zu einem Thema (gibts bisher gar nicht), was die Kinder anschauen? Mir sind die technischen Gegebenheiten und Zwänge der Länder und des Bundes bewusst. Datenschutz/kleine VPN-Tunnel/Lizenzen/Host. Dazu die fehlende Qualifikation dafür bei Lehrerenden. Aber: Für Bildung sollte, wie eben für die Wirtschaft auch, viel Geld vorhanden sein - notfalls sollte sich das Kultusministerium externe Dienstleistende dafür einkaufen, die so etwas schnell auf die Beine stellen können. Und ebenso gute Schulungen für Lehrerende! Danke, wenn Sie dazu arbeiten - und darüber informieren. Beste Grüße aus Franken
Sehr geehrte Frau Weishart,
gerne beantworte ich Ihre Frage zum „Online-Unterricht“, die Sie am 3. November 2020 an mich gestellt haben.
Einen reinen „Online-Unterricht“ gibt es an bayerischen Schulen nicht. Ich vermute, Sie meinen den Distanzunterricht, bei dem die Schülerinnen und Schüler aufgrund des Infektionsgeschehens ganz oder im Wechsel mit Präsenzunterricht zu Hause unterrichtet werden. Dieser Distanzunterricht hat verschiedene digitale Bestandteile (von denen Sie ja einige auch nennen): die Zusendung von Arbeitsaufträgen per E-Mail, die Arbeit mit der Lernplattform mebis, die Nutzung von Lernvideos, bis hin zu Videokonferenzen zum Austausch oder dem Streamen von Unterrichtssequenzen u. a. m.
Ein qualitätsvoller Distanzunterricht kann sehr unterschiedlich sein. Entscheidend ist, dass die Gestaltung dem Lernstand der Schülerinnen und Schüler entspricht, im Anforderungsniveau stimmig ist und an die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen (verfügbare Technik, Grad der Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit, vorhandene Kompetenzen etc.) angepasst ist.
Um einen guten Distanzunterricht im Schuljahr 2020/2021 zu ermöglichen, wurde den Schulen am 01.09.2020 ein Rahmenkonzept übermittelt, das auf den Erfahrungen bzw. Rückmeldungen der Schulen aus dem vorhergehenden Schuljahr basiert. Das Rahmenkonzept schafft mehr Verbindlichkeit für Schülerinnen und Schüler, deren Erziehungsberechtigte und die Lehrkräfte und gibt vor, wie der direkte Kontakt zwischen diesen aufrechterhalten und gepflegt werden kann. Genauere Informationen hierzu finden Sie unter https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7047/faq-zum-unterrichtsbetrieb-an-bayerns-schulen.html unter dem Reiter „Welche Rahmenbedingungen gelten für Distanzunterricht im Schuljahr 2020/2021?“
Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) stellt den Lehrkräften in einem eigenen Portal „Distanzunterricht in Bayern“ (https://www.distanzunterricht.bayern.de/) umfangreiche Informationen, Anregungen und Unterrichtsbeispiele zur Verfügung, die laufend aktualisiert und erweitert werden. In einer Vielzahl von Fortbildungen setzen sich die Lehrkräfte mit der Gestaltung von Distanzunterricht intensiv auseinander und optimieren ihre Praxis laufend.
Trotz dieser Vorkehrungen bitte ich Sie um Verständnis, wenn im Distanzunterricht nicht allerorts und in jeder Unterrichtseinheit alles wie gewünscht klappt. Teilweise fehlt noch die nötige IT-Infrastruktur – sie wird mit Hochdruck aufgebaut. Und: Qualitativ hochwertige Konzepte für einen digital gestützten Distanzunterricht zu entwickeln, braucht trotz allen Engagements der Lehrkräfte auch Zeit – nicht zuletzt dazu, aus Erfahrungen zu lernen.
Dafür bitte ich Sie um Verständnis. Ich kann Ihnen versichern, dass sich alle Beteiligten um einen bestmöglichen Distanzunterricht bemühen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Piazolo