Frage an Michael Piazolo von Guido L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Kultusminister Prof. Dr. Piazolo MdL,
bekanntlich wird die Abi-Klausur 2019 im Fach Mathematik von vielen Seiten momentan heftigst kritisiert, aber auch verteidigt (siehe z.B. https://www.merkur.de/bayern/mathe-abitur-2019-in-bayern-hochbegabte-beweist-dass-kritik-berechtigt-ist-zr-12250718.html ).
Es gibt bekanntlich hierzu bereits eine Online-Petition an Sie: https://www.change.org/p/kultusministerium-bayern-bewertung-des-mathe-abiturs-2019-in-bayern-anpassen?recruited_by_id=b5d7b4a0-6e37-11e9-b9a8-27ac97552d58&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=psf_combo_share_message&utm_term=psf_combo_share_initial
Meine Frau ist Gymnasiallehrerin für die Unterrichtsfächer Mathematik und Physik an einem katholischen Gymnasium in München und korrigiert, zusammen mit einer Kollegin, momentan die Mathe-Abiklausuren.
Ich habe gestern Abend erste Zwischenergebnisse gesehen (ohne die Namen der SchülerInnen zu sehen (Stichwort: Datenschutz)) und musste feststellen, dass die Mehrzahl der Abi-Prüflinge mit den gestellten Aufgaben offensichtlich überfordert war.
Meine Fragen:
- Ist zu erwarten, dass Sie kurzfristig regieren?
- Falls ja: Ordnen Sie an, dass die Mathe-Abiprüfungen nicht gewertet werden und erneut durchgeführt werden müssen oder wird der Bewertungsschlüssel zu Gunsten der Prüflinge korrigiert?
- Wer hat sich die Abi-Prüfungsaufgaben im Fach Mathematik 2019 ausgedacht und über welche Fachkompetenz verfügt dieser Personenkreis?
- Ist zu erwarten, dass die Mathe-Abi-Klausuraufgaben ab dem kommenden Jahr im Vorfeld wesentlich gründlicher auf Schwierigkeit und Zeitbedarf zur Lösung der Aufgaben von Ihrem Hause gecheckt werden?
- Falls ja: Wären Sie bereit, dass Sie die Mathe-Abi-Aufgaben selbst vor der Prüfung zu lösen versuchen (Sie haben bekanntlich ein bayerisches Abitur und dürften daher mit deren Lösung kaum überfordert sein)?
In Erwartung Ihrer baldigen, selbstverständlich ehrlichen Antwort verbleibe ich
mfG
Guido Langenstück
Sehr geehrter Herr Langenstück,
Das Kultusministerium hat alle Hinweise zu der diesjährigen schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik sehr ernst genommen und daher die Aufgabenstellung noch einmal sorgfältig geprüft. Nach Einschätzung aller einbezogenen Experten sei die Abiturprüfung anspruchsvoll, aber insgesamt angemessen gewesen. Alle Aufgaben waren einwandfrei und lehrplankonform.
Der Landesdurchschnitt des diesjährigen Abiturs liegt bei 2,29 und ist damit das drittbeste Ergebnis, das die Schülerinnen und Schüler seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums im Jahr 2011 erreicht haben. Der Landesschnitt in Mathematik mit 3,26 ist etwas schlechter als in den vergangenen Jahren ausgefallen (ca. 0,25 Notenstufen im Vergleich zum langjährigen Mittel), aber im Rahmen der üblichen Schwankungsbreite. Ein Eingriff in die Abiturprüfung 2019 von Seiten des Staatsministeriums war daher nicht veranlasst.
Die Abituraufgaben der kommenden Jahre werden wie alle Aufgaben zuvor von einer Abiturkommission am ISB aus aktiven Lehrkräften erstellt, die einerseits über langjährige Erfahrung sowohl in der Unterrichtspraxis als auch in der Gremienarbeit verfügen, aber auch jederzeit aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse einbringen. Nach mehreren Prüfungsschleifen und Überarbeitungen werden die Aufgaben von den Lehrkräften vor Ort begutachtet und erst dann im Rahmen der Prüfung an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben. Durch dieses aufwändige Verfahren wird sichergestellt, dass die Schülerinnen und Schüler eine insgesamt faire Prüfung erhalten. Eine Änderung dieser schon immer sehr gründlichen Vorprüfung ist daher nicht veranlasst
Mit freundlichen Grüßen
Michael Piazolo