Frage an Michael Piazolo von Erich B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Piazolo,
warum müssen Abiturenten mit der Note 3, die hier in Obb. geboren und aufgewachsen sind, ihren Studienplatz in anderen Bundesländern suchen und die mit Noten 1 und 2 aus den anderen Bundesländern kommen hierher und nehmen den "Einheimischen" den Platz weg? Wenn jemand z.B. in Berlin oder Bremen die Abiturnote 1 oder 2 hat, ist ja nicht gleichbedeutend mit dem hier in Bayern. Die Chancengleichheit ist ja gar nicht hergestellt.
Warum einigt man sich dann nicht auf ein einheitliches bundesdeutsches Abitur. Dann könnte man bestimmt ein Ausweichen bzw. Umherwandern innerhalb Deutschlands vermeiden. Es müsste doch möglich sein, gerade hier in Obb., dass Abiturienten auch mit Note 3 einen Studienplatz bekommen und nicht erst in 5 Jahren. Wie soll man dann seine Kinder noch motivieren und zum Weitermachen auffordern. Ist dann ein "Abitur" überhaupt noch was wert oder verkommt es zur Massenware wie z.b. Führerschein. Es ist traurig, das so etwas in Bayern passiert. Da vergeht einem die Lust an dieser Politik. Und wenn ich dann noch lese, dass der Herr Minister Spänle sich bei den Universitäten bedankt, das sie diesen Ansturm der Studierenden so gemeistert haben, dann entsteht der Eindruck, dass dieser Mann völlig realitätsfremd ist.
Sehr geehrter Herr Burgmaier,
der deutsche Föderalismus hat im Bildungsbereich eine lange Tradition. Die Folge ist die von Ihnen beschriebene: Bayerische Abiturienten müssen bei der bundesweiten Studienplatzvergabe mit Abiturienten aus anderen Bundesländern konkurrieren.
Hier sind wir bei einer der Schwächen des konkurrierenden Bildungsföderalismus. Da Bildung im Kompetenzbereich der Bundesländer liegt, ist die Vergleichbarkeit des Abiturs bisher nur unter Einschränkungen gegeben. Die Länder arbeiten zwar daran, das Abitur in Zukunft gleichwertiger zu gestalten, aber von einer echten Chancengleichheit bei der Zulassung zum Hochschulstudium kann noch nicht die Rede sein. Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen wird dies zunehmend zum Problem werden. Wir Freie Wähler setzen uns daher ausdrücklich für die Einführung bundesweit vergleichbarer Bildungsstandards für alle Schulabschlüsse ein.
Ein weiteres Problem ist von den Ländern hausgemacht: Auch in Bayern werden trotz prognostizierten Ärztemangels derzeit zu wenig Studienplätze für Mediziner geschaffen. Ein Grund für diese Entscheidung des zuständigen Ministeriums dürfte sein, dass in Bayern geschaffene Studienplätze auch Bewerbern aus anderen Bundesländern zur Verfügung stehen, Bayern aber für die alleinige Finanzierung dieser im Vergleich teuren Studienplätze aufkommen muss.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Michael Piazolo