Frage an Mareike Engels von Martin W. bezüglich Lobbyismus & Transparenz
Sehr geehrte Frau Engels,
Sie sind Teil der Jury des Projekts #HhelpingHands. Hierbei stellt die Ströer Media Deutschland GmbH ehrenamtliches Engagement in Hamburg auf digitalen Bildschirmen im Stadtgebiet vor.
In der Regel läuft auf diesen Bildschirmen Werbung für das Nikotinprodukt Iqos. Durch zigtausendfache Wiederholung wird jungen Menschen durch den wissenschaftlich gut belegten Mere-Exposure-Effekt eine positive Einstellung zu süchtig machenden Verdampfungsprodukten propagiert. Ansonsten werden noch viele bunte Bilder von mageren gephotoshopten Models gezeigt, die Fast Fashion als tolle Sache darstellen und bei den ungefragt mit diesen Bildern konfrontierten Menschen ein negatives Selbstbild hinterlassen. Als nächstes kommen meist Bilder von tollen Kreuzfahrten zum Südpol oder vom nächsten Easyjet-Flug nach Barcelona.
Bei denjenigen, die sich keine Kreuzfahrt leisten können entsteht möglicherweise das Gefühl von Mangel, bei Menschen ohne gute Beach-Figur ein Gefühl von Ungenügen.
Bei mir stellen sich alle möglichen Gefühle ein, insbesondere auch das Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein gegenüber diesen Bildschirmen, denen ich anders als Werbung im Internet oder in anderen Medien nicht entgehen kann.
Ich möchte Sie, insbesondere als Mitglied im Ausschuss für Gleichstellung und Antidiskriminierung, fragen:
1. Finden Sie das Geschäftsmodel von Ströer Media Deutschland GmbH akzeptabel?
2. Wissen Sie, wie hoch der Stromverbrauch der digitalen Bildschirme ist, auf denen #HhelpingHands läuft? Halten sie das Vorhandensein dieser Bildschirme angesichts der Klimakrise und Hamburgs Plan klimaneutral zu werden für sinnvoll?
3. Haben Sie Informationen dazu, ob es in Hamburg eine besondere Nähe zwischen Außenwerbern und Politik und Verwaltung gibt? Können beispielsweise Behindertenverbände oder Umweltorganisationen ähnlich leicht mit Entscheidungsträger*innen in Austausch treten?
Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen
Martin Weise
Sehr geehrter Herr Weise,
vielen Dank für Ihre Fragen, zu denen ich Ihnen gern antworten möchte. Zum Geschäftsmodell der Ströer Media ist ja bekannt, dass das Unternehmen Aufstellung, Pflege, Instandhaltung und teilweise Beleuchtung von Werbeflächen betreibt. Es stellt damit eine Dienstleistung für viele werbetreibende Unternehmen oder andere Akteur*innen, die öffentliche Werbung schalten wollen, dar. Die einzelnen und in Teilen sicher zu kritisierenden Inhalte dieser Werbung würde ich nicht dem Geschäftsmodell der Ströer Media zurechnen. Allerdings weiß ich nicht, ob und welche Leitlinien Ströer Media verfolgt, um z.B. rassistische und sexistische Werbung auszuschließen, habe aber zur Kenntnis genommen, dass die Ströer Gruppe die Charta der Vielfalt unterzeichnet hat. Der Stromverbrauch der digitalen Bildschirme ist mir nicht bekannt. Eine besondere Nähe zwischen Außenwerbern und Politik kann ich in der Pauschalität und aus eigenem Erleben nicht erkennen. Allerdings gibt es Kooperationsbeziehungen zwischen der Verwaltung und großen Außenwerbern allein schon über die umfangreichen Verträge zur Stadtmöblierung, die in Abständen neu ausgeschrieben werden.
In der Jury von #HHelpingHands arbeite ich als Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft mit, Ziel ist es freiwilliges Engagement zu fördern und zu würdigen. Mir ist es aber auch persönlich ein wichtiges Anliegen Engagierte zu ehren, denn freiwillig engagierte Hamburger*innen leisten einen wichtigen Beitrag zum guten Zusammenleben und zum sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt.
Mit freundlichen Grüßen,
Mareike Engels