Frage an Mareike Engels von Heiko P. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Engels,
über ihr Geburtsdatum (Stimmzettel) bin ich auf sie aufmerksam geworden. Wir sind der gleiche Jahrgang. Als Interessenvertreter von Azubis eines Hamburger Industriebetriebs, interessieren mich besonders die Interessen von jungen Arbeitnehmern und Azubis. Leider habe ich unter dem Punkt Bildung auf ihrer Homepage überhaupt nichts zum Thema Ausbildung, Lehrstellensituation, bzw. duales Studium o.ä. gefunden. Daher meine Fragen:
1. Halten sie das Angebot an dualen Ausbildungsplätzen in Hamburg für angemessen?
Wenn nein:
- Wie hoch sollte das Angebot sein?
- Wie würden sie diese Zielzahl (o.ä.) erreichen wollen?
- Wie stehen sie grundsätzlich zu einem Prämiensystem bzw. zu einer Ausbildungsplatzumlage?
2. Wie stehen sie persönlich zu Langzeitpraktika vor einer Ausbildung?
3. Wie beurteilen sie die derzeitige Entwicklung des Fachlehrermangels an vielen beruflichen Schulen? Welche Maßnahmen sollten ihrer Meinung nach ergriffen werden, um dieses Problem zu lösen bzw. welche bisherigen Maßnahmen halten sie für behaltenswert?
Vorab vielen Dank zur Beantwortung des Fragen!
Greetz Heiko Pfister
Lieber Herr Pfister,
schön, dass Ihnen mein Alter auffällt. Ich bin die jüngste Kandidatin der GAL auf der Landesliste und möchte mich in der Bürgerschaft für die Anliegen junger Menschen einsetzen.
Zu Ihren Fragen:
Frage 1: Ich halte es für sehr wichtig, das System der dualen Ausbildung weiter auszubauen. Es muss möglich sein, neben dem Studium auch praktische Erfahrungen zu sammeln. Das Angebot in Hamburg ist leider nicht ausreichend. Viele Unternehmen scheinen nicht verstanden zu haben, wie wichtig es ist, dass junge Menschen eine gute Ausbildung bekommen.
Bei dem Ausbau dieses Angebotes sollte man sich jedoch nicht auf eine bestimmte Zahl festlegen. Hier entspricht meine Forderung der, die ich auch im Bezug auf Masterstudienplätze stelle: Es müssen so viele Plätze geschaffen werden, wie benötigt werden.
In den letzten Jahren wurde hierbei darauf gesetzt, dass Unternehmen aus Eigeninteresse an gut ausgebildeten Menschen das Angebot selbstständig ausweiten. Diese Idee hat offensichtlich versagt.
Eine Antwort ist für mich nach wie vor die Ausbildungsplatzumlage. Unternehmen, die nicht ausbilden, müssen sich an den Kosten, die ausbildende Unternehmen haben, beteiligen.
Noch zentraler als die Forderung nach einer Ausbildungsplatzumlage ist, dass die Qualität der Ausbildung eine größere Rolle spielen muss. Gerade im Gaststättenbereich sind die Arbeitsbedingungen katastrophal. Das muss politisch stärker thematisiert werden!
Zu Frage 2: Die Entwicklung, dass immer mehr Unternehmen lieber billige Praktikant_innen statt Azubis einstellen, halte ich für sehr bedenklich. Zu den Forderungen der GRÜNEN JUGEND gehört seit längerer Zeit, Praktikant_innen besser zu bezahlen. Diese Forderung halte ich für richtig, denn der Sinn hinter dieser Forderung ist natürlich auch, dass Unternehmen mehr Menschen ausbilden, anstatt billige Praktikant_innen zu beschäftigen.
Es darf nicht sein, dass junge Menschen erst einmal lange Praktika im Betrieb machen müssen, bevor sie dort einen Ausbildungsplatz bekommen. Hier ziehen sich die Unternehmen ihrer Verantwortung junge Leute vernünftig auszubilden und beschäftigen diese lediglich als billige Arbeitskräfte.
Es ist deshalb wichtig auch selbst der Verantwortung nachzukommen. In der Bürgerschaftsfraktion werde ich mich dafür einsetzen, dass die bestehende Selbstverpflichtung zu den Arbeitsbedingungen von PraktikantInnen weiter ausgebaut wird.
Durch die Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen durch die Ausbildungsumlage (s.o.) werden mehr Menschen eine (duale) Ausbildung machen können. Nur so ist es für sie möglich, nicht endlose Langzeitpraktika zu absolvieren, sondern eine qualitativ hochwertige Aubildung zu bekommen.
Zu Frage 3: Der Fachlehrermangel ist ein bundesweites Problem. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, dass im Bildungsförderalismus die Länder untereinander um Lehrkräfte konkurrieren. Lösungsansätze sollten ganzheitlicher sein und dürfen an den Stadtgrenzen nicht Halt machen.
Vorbildlich sind die Hamburger Ansätze zum Lehrerarbeitszeitmodell, kaum ein Bundesland ist so gut aufgestellt wie Hamburg. Die technischen Hochschulen müssen mit dem Lehramtsangebot an der Hamburger Universität stärker vernetzt werden. Ich denke da konkret an die Verzahnung zwischen Fachperspektive und Didaktik.
Gerade das Berufsschullehramt wird in Zeiten wo soziale Durchlässigkeit im Bildungssystem immer wichtiger wird, bedeutender. Hier gibt es in der Tat noch Luft nach oben!
Herzliche Grüße,
Mareike Engels