Frage an Mareike Engels von Ulrich G. bezüglich Umwelt
Liebe Frau Engels,
Sie fordern die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Doch nun erscheint es mir regelrecht verantwortungslos die Zukunft der Gesellschaft in die Hände von 10. Klässlern zu legen. Fördert dies nicht die Häufigkeit von Protestwahlen? Sie glauben doch nicht ernsthaft das Pubertierende bereits alle Zusammhänge durchschauen können!
Mit freundlichen Grüßen,
U.Gröger
Lieber Herr Gröger,
das sehe ich anders. Mir erscheint es verantwortungslos, diejenigen, die am längsten von Entscheidungen der Politik betroffen sind, nicht zu beteiligen. Junge Menschen sind fähig, komplizierte Themen zu durchschauen und Entscheidungen zu treffen.
Der demografische Wandel führt dazu, dass ältere Menschen politische Entscheidungen dominieren. Doch auch junge Leute müssen ihre Anliegen einbringen können. Natürlich sind ältere Wähler_innen kein homogener Block und jüngere auch nicht -- und schon gar nicht geht es mir darum, ältere gegen jüngere auszuspielen. Doch junge Menschen fühlen sich häufig übergangen, weil sich Politikerinnen und Politiker stärker für wahlberechtigte Menschen interessieren, als für nichtwahlberechtigte - das liegt in der Natur der Sache. Eine Absenkung des Wahlalters führt dazu, dass sich die Politik an einer noch breiteren Wähler_innenschicht orientieren muss. Dies ist ein Gewinn für die Demokratie!
Es darf kein Argument sein, dass bestimmte Altersgruppen oder Gesellschaftsschichten zu Protestwahlen oder zum Nichtwählen neigen - das Wahlrecht ist universell für jeden Menschen gleich. Wir machen in einer Demokratie schließlich auch keine Wissentests oder Reifeprüfungen, bevor wir jemanden das Wahlrecht zusprechen. Und das ist gut so! Jeder Mensch darf wählen - unabhängig von statistischen Maßzahlen einer Alterskohorte.
Ich persönlich war viele Jahre sauer, dass ich nicht wählen durfte. Ich weiß noch, wie ich im Alter von 14 Jahren mit Freund_innen von der Schüler_innenzeitung am Wahlabend der Bundestagswahl 2002 Fernsehen geguckt habe und wir Artikel für ein Sonderheft geschrieben haben. Bei der Landtagswahl 2003 in Niedersachsen war ich in Hannover vor Ort und habe Interviews mit Sigmar Gabriel geführt; die vorgezogenen Bundestagswahlen 2005 waren für mich als 17-Jährige ein Skandal, weil ich bei der regulären Wahl hätte wählen dürfen. Ich habe mich all die Jahre für Politik interessiert, wurde aber meiner Stimme beraubt. So geht es vielen Jugendlichen! Das möchte ich ändern.
In mehreren Bundesländern klappt das Wahlalter 16 bereits wunderbar auf kommunaler oder Landesebene, deshalb werde ich mich auch in Hamburg für ein Wahlalter 16 bei Bezirks-und Bürgerschaftswahlen einsetzen.
Herzliche Grüße,
Mareike Engels