Wie wollen Sie nach dem aktuellen Desaster in Afghanistan (mit mehr als doppelt so vielen Einwohnern wie Syrien) eine weitere Flüchtlingskrise wie 2015 verhindern?
Sehr geehrter Herr Schulz-Eichler,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Die Situation des Bürgerkrieges in Syrien und die der aktuellen humanitären und politischen Krise in Afghanistan sind in einigen Punkten ähnlich, in vielen aber auch sehr verschieden.
Zunächst einmal hat Deutschland eine ganz andere humanitäre Verantwortung auf Grund des 20jährigen Bundeswehreinsatzes in Afghanistan: Ortskräfte, Menschenrechtsaktivistinnen- und aktivisten oder Frauenrechtlerinnen, mit denen die deutschen Behörden zusammengearbeitet haben und die nach Deutschland kommen wollen hat die Bundesregierung deswegen zu Recht eine Aufnahmezusage erteilt. Diese jetzt in die Tat umzusetzen ist nach Ende der Evakuierungsflüge dringender denn je.
Neben dieser besonderen Verantwortung Deutschland ist auch ein anderer Unterschied überaus wichtig: Viele Menschen in Afghanistan wurden bereits gezwungen aus Gefahr um ihr Leben, ihre Heimatorte zu verlassen, das Land selbst zu verlassen ist auf Grund der geschlossenen Grenzen für viele Menschen aber unmöglich. Diese anderen Fluchtrouten bedeuten für uns, dass wir die wichtige humanitäre Arbeit der Vereinten Nationen vor Ort und in den Nachbarländern unterstützen müssen, auch um Menschen in der Nähe zu ihrer Heimat eine Alternative zur gefährlichen Flucht nach Europa bieten zu können.
Wie immer in der Außenpolitik gilt, dass es nur mit gemeinsamen Lösungen vieler Staaten zusammen geht - das gilt für die Aufnahme von Geflüchteten, die Bekämpfung der Hungernot in Afghanistan oder auch die Frage nach Verhandlungen mit der Taliban.
Beste Grüße
iA Team Amtsberg