Ist es mit unseren immer wieder betonten Werten vereinbar, Kohle aus Kolumbien zu importieren, die unter offenbar miserabelsten Bedingungen gefördert werden und ist Ihnen das Thema bekannt?
Sehr geehrte Frau Badum, in ARTE Reportage war am Samstag (15.04.2023) ein Bericht über den Anstieg des Kohleabbaus in Kolumbien zu sehen. Der Betreiber Glencore wird da der Umweltverseuchung und Ausbeutung beschuldigt, Menschen die sich vor Ort wehren, sind mit dem Leben bedroht, 2022 sind 171 "Aktivisten" von Auftragskillern ermordet worden - Deutschland hat seine Kohle-Importe aus Kolumbien 2022 verdreifacht plus zusätzliche Importe aus den Niederlanden, die ebenfalls in grossen Teilen aus Kolumbien kommen.
Wer im Internet weitere Informationen zu "Kohle Kolumbien" in letzten Monat sucht, wird in sogenannten Leitmedien nur vereinzelte Artikel darüber finden, bei der Tagesschau ist mir kein Bericht bekannt.
Wenn ich auf ihrer Seite gruene.de die Begriffe in die Suchfunktion eingebe, wird kein Ergebnis gefunden.
Das heißt, das Thema ist wenig öffentlich präsent und auch bei der Partei für "Ökologie, Gerechtigkeit und Demokratie" nicht im Fokus.
Sehr geehrter Herr G.,
die von Ihnen beschriebenen Zustände sind mir bekannt, in den Steinkohleabbaugebieten in Nordkolumbien werden massiv Menschenrechte verletzt und die lokale Umwelt geschädigt. Die Trockenheit in der Wüstenregion hat sich durch den Tagebau zuletzt weiter verschärft.
Die kurzfristige Erhöhung der Steinkohleimporte aus Kolumbien war eine notwendige Reaktion auf das EU-Kohleembargo gegen Russland. Diese Entscheidung haben wir auch innerhalb der Fraktion kontrovers diskutiert (Tagesschau, 25.05.2022). Wegen des geringen Weltmarktpreises hatte der Schweizer Betreiber der größten Mine El Cerrejón im vergangenen Jahr eigentlich die Schließung der Mine verkündet (RND, 02.05.2022).
Der neue kolumbianische Präsident Gustavo Petro will mit einer ehrgeizigen Klimapolitik die Abhängigkeit vom Abbau und Export fossiler Rohstoffe lösen. Das ist ein großer Paradigmenwechsel in einem Land, das 56 Prozent der Exporteinnahmen durch Erdöl und Kohle erzielt. Angesichts unserer engen wirtschaftlichen Beziehungen tragen wir eine besondere Verantwortung, Kolumbien auf diesem Weg zu unterstützen.
Robert Habeck hat auf seiner Reise nach Kolumbien im März 2023 Unterstützung beim Kohleausstieg zugesagt (DW, 15.03.2023). Über eine Klimapartnerschaft wollen wir die Zusammenarbeit im Klima-, Wald- und Biodiversitätsschutz intensivieren und den Erneuerbaren-Ausbau im Land voranbringen. Insbesondere im Bereich Wasserstoff hat das Land große Potenziale.
Zum Thema deutsche Verantwortung in Kolumbien empfehle ich Ihnen diesen Diskussionsbeitrag, u.a. mit Jennifer Morgan (Auswärtiges Amt) und Kathrin Henneberger (Bündnis 90/Die Grünen).
Mit besten Grüßen
Lisa Badum