Deregulierung von Batteriespeichern nicht vorangetrieben?
Sehr geehrte Frau Badum,
Deutschland investiert massiv in erneuerbare Energien, doch der Ausbau von Energiespeichern – insbesondere großflächiger Batteriespeicher – wird weiterhin durch Bürokratie und wirtschaftliche Fehlanreize ausgebremst. Speicher unterliegen doppelten Netzentgelten, komplexen Genehmigungsverfahren und mangelnden Förderprogrammen, während andere Länder wie die USA, Australien oder China längst große Batteriespeicher für Netzstabilität nutzen.
Warum wurde bisher nicht aktiv an einer Deregulierung gearbeitet, um Speicher parallel zu Wind- und Solarenergie wirtschaftlich attraktiv zu machen und damit das Export- und Importchaos im Strommarkt zu reduzieren? Ohne Speicher bleiben erneuerbare Energien stark wetterabhängig – und die dringend notwendige Grundlastfähigkeit wird nicht erreicht.
Welche konkreten Pläne gibt es (oder gab es), die wirtschaftlichen und regulatorischen Hürden für Batteriespeicher abzubauen?
Vielen Dank für Ihre Antwort.

Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre berechtigte und wichtige Frage zum Ausbau von Energiespeichern. Ich teile Ihre Einschätzung, dass für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien der konsequente Ausbau der Speicherinfrastruktur notwendig ist. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat deswegen eine nationale Stromspeicherstrategie veröffentlicht. Diese können Sie hier nachlesen: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/S-T/speicher-fuer-die-energiewende.pdf?__blob=publicationFile&v=6
Wie Sie richtig schreiben, liegt die Herausforderung nicht in den erneuerbaren Energien selbst, sondern in der unzureichenden Netzinfrastruktur, die in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit dem Wandel der Erzeugung mitgewachsen ist. Dem sind wir mit der Ende Januar verabschiedeten EnWG-Novelle entgegengetreten. Diese besagt beispielsweise, dass Speicher von den doppelten Netzentgelten befreit werden. Stromspeicher sind seitdem bei der Einspeicherung von Energie aus dem Netz einem Stromverbraucher gleichgestellt und bei der Ausspeicherung einer Stromerzeugungsanlage. Für die zwischengespeicherte Energie müssen daher keine Netzentgelte entrichtet werden. (Nachlesen können Sie das zum Beispiel hier, im Bericht zu Regelungen zu https://www.solarwirtschaft.de/2023/11/10/solarspeicher-bis-2029-von-doppelten-netzentgelten-befreit/).
Dadurch gelten sie nicht mehr als Letztverbraucher. Diese Netzentgeltbefreiung wurde von uns eingeführt und verlängert, um Investitionen in diese Technologie zu fördern, da Speicher eine wichtige Rolle für die Energiewende und Netzstabilität spielen. Ohne die Netzentgeltbefreiung wären die Betriebskosten für Speichersysteme deutlich höher, da Netzentgelte sowohl beim Einspeichern als auch beim Ausspeichern fällig würden. Dies würde Investitionen in Speichertechnologien unrentabel machen.
Jenseits der Regulierungsfragen erweist sich der Markt für Stromspeicher als stark wachsend. Der steigende Anteil Erneuerbarer am Strommix erhöht einerseits die Notwendigkeit für Stromspeicher; andererseits ist deren Wirtschaftlichkeit deutlich gestiegen. Gesunkene Produktionskosten und Preisunterschiede im Börsenstrompreis machen den Betrieb von Speichern sehr attraktiv. Wer in Zeiten hoher EE-Einspeisung bei niedrigen Börsenstrompreisen seinen Speicher befüllt und später in Zeiten höherer Börsenstrompreise wieder abgibt, kann daran verdienen und trägt zudem zur Stabilisierung des Stromsystems bei.
Die Zubauzahlen bei Stromspeichern sind deshalb stark angestiegen. Während der Ampelregierung ist die Kapazität an Batteriespeichern ungefähr um Faktor 4 gewachsen und im Bereich der Großspeicher sind bereits zahlreiche Projekte zum Ausbau der Kapazität absehbar (vgl. https://battery-charts.de/).
Dennoch müssen wir den Übergang auf ein fossil-freies Stromsystem weiter absichern – und genau deshalb sind Investitionen in Speicher, Netzausbau und Steuerungstechnologien essenziell. Deshalb investieren wir verstärkt in intelligente Netze, Laststeuerung, Wasserstoff als Langzeitspeicher sowie in eine europäische Vernetzung, um die Stabilität zu gewährleisten. Wir Grüne setzen uns für einen leistungsfähigen europäischen Strombinnenmarkt ein und wollen die Stromnetze zu unseren europäischen Nachbarn ausbauen. Außerdem setzen wir auf die konsequente Digitalisierung des Energiesektors.
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist das Kernelement des Klimaschutzes. In meiner täglichen Arbeit setze ich mich für unterstützende Rahmenbedingungen und die rasche Umsetzung wirksamer Maßnahmen ein.
Mit besten Grüßen
Lisa Badum