Frage an Lars Oberg von Sven H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Oberg,
auch diesen Sommer erreichen uns wieder schlechte Nachrichten über die Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche. Wie kann aus Ihrer Sicht das angebot aus Ausbildungsplätzen verbessert werden bzw. den Jugendlichen eine Ausbildungsmöglichkeit geboten werden. Wie stehen Sie in diesem Zusammenhang zu einer Ausbildungsplatzabgabe der Unternehmen?
Mit freundlichen Grüßen,
Sven Harmsen
Sehr geehrter Herr Harmsen,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich empfinde es als Skandal, dass sich jedes Jahr Tausende Jugendliche vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemühen. Seit langer Zeit wirbt die Politik bei Unternehmen dafür, mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Es gibt auch einige Unternehmen, die vorbildlich ihrer Verantwortung nachkommen und regelmäßig junge Menschen ausbilden und Ihnen so den Weg in die Arbeitswelt ermöglichen. Jedoch gibt es auch viele Unternehmen, die gar nicht oder nur in einem sehr geringen Umfang ausbilden. In diesem Zusammenhang wird dann von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden gerne auf die angeblich zu hohen Kosten und die mangelnde "Ausbildungsfähigkeit" der Schulabgänger hingewiesen. Ich bin nicht bereit, dieser Argumentation zu folgen.
Unternehmen können nur dann erfolgreich am Markt bestehen, wenn sie über gut qualifizierte Arbeitskräfte verfügen. Ein Unternehmen, das sich der Ausbildung verweigert, trägt also dazu bei, dass der durch die demographische Entwicklung erzeugte Fachkräftemangel der nächsten Jahre, weiter verschärft wird. Schon heute klagen Unternehmen, dass sie die notwendigen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht vorfinden.
Ich halte es für inakzeptabel, dass Unternehmen die Ausbildung von Fachkräften, mit denen sie hohe Gewinne erwirtschaften, an die Allgemeinheit delegieren. Da man Unternehmen nicht dazu zwingen kann Ausbildungsplätze anzubieten, setze ich mich für die Einführung einer Ausbildungsplatzumlage bzw. eines Ausbildungsplatzumlage-Fonds ein.
Zum Teil halte ich die Klage der Unternehmen hinsichtlich der "Ausbildungsfähigkeit" der Schulabgänger für berechtigt. Aus diesem Grund hat sich die Berliner SPD vorgenommen, weiter in Bildung zu investieren und die Berliner Schulen weiterzuentwickeln. Schon heute gibt Berlin sehr viel Geld für schulische Bildung aus, leider nicht immer mit dem optimalen Ergebnis. Ein erster Schritt in diesem Bereich ist das neue Berliner Schulgesetz, mit dem Berlin auch auf die Ergebnisse der Pisa-Studie reagiert. Für mich ist es ein wichtiges Ziel, dass in Berlin kein Schüler die Schule ohne Abschluss verlässt und so die Möglichkeit hat, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Beste Grüße
Lars Oberg