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Frage von Manfred K. •

Frage an Lars Oberg von Manfred K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Oberg,

ich teile das Schicksal vieler Menschen, bin seit einigen Jahren arbeitslos und es gelingt mit aufgrund meines fortgeschrittenen Alters (52 Jahre) nicht eine neue Wirkungsstaette zu finden. Was gedenken Sie gegen dieses Problem zu tun und wie koennen Ihrer Meinung nach Arbeitsplatze fuer Arbeitslose meines Alters geschaffen werden?

MfG Manfred Kroeger

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Sehr geehrter Herr Kroeger,

seit Jahren stehen die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Keine Politikerin und kein Politiker kommt umhin, immer wieder zu betonen, wie vordringlich die Schaffung von Arbeitsplätzen ist. Die erfreulichen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in diesem Jahr können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass trotz vieler Bemühungen in diesem Bereich keine wirkliche Verbesserung der Situation eingetreten ist. Insbesondere unter ganz jungen Menschen und unter Menschen über 50 Jahren ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor sehr groß.

Ich vermag nicht seriös zu behaupten, dass ich über ein Rezept verfüge, wie dieses Problem schnell und umfassend gelöst werden kann. Neben verschiedenen Ansätzen, die bereits erprobt werden, gibt es jedoch einige Modelle, die mir bislang zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

Ein Ansatz ist die Etablierung eines öffentlichen Beschäftigungssektors (ÖBS), in dem vor allem älteren Arbeitslosen eine sinnvolle Arbeitsperspektive geboten werden kann. Konkret bedeutet dies, dass öffentlich finanziert Arbeitsplätze überall dort geschaffen werden, wo bislang sinnvolle gesellschaftliche Arbeit auf Grund eines fehlenden Marktes bzw. zu geringer zahlungskräftiger Nachfrage nicht geleistet werden kann. Dies betrifft vor allem den sozialen Bereich und den Bereich der öffentlichen Aufgaben und Güter. Vielstimmig sind z.B. die Klagen über den Zustand der Parkanlagen oder anderer öffentlicher Einrichtungen. Warum sollen also entsprechend qualifizierte Arbeitslose nicht angestellt werden, um in diesen Bereich für die Gesellschaft sinnvolle Arbeit zu leisten?

Mir ist wichtig, dass es sich dabei um richtig bezahlte Arbeit mit Perspektive handelt und nicht um 1-Euro-Jobs oder aber kurzfristige ABM-Maßnahmen. Sicherlich gibt es viele Bereiche, in denen man darüber nachdenken kann, ob es nicht sinnvoll ist, durch öffentliche Beschäftigung gesellschaftlich sinnvolle und notwendige Aufgaben erledigen zu lassen. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass der Einsatz auf die Bereiche beschränkt ist, in denen reguläre Beschäftigung nur minimal verdrängt wird.

Ich würde mir wünschen, dass man im politischen Raum endlich offen ausspricht, was die meisten Experten schon lange wissen: Es wird auf absehbare Zeit nicht für jeden, der arbeiten möchte, eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt geben.

Auch ein weiterer Ausbau des (oft menschenunwürdigen) Niedriglohnsektors oder ein lang anhaltendes und hohes Wirtschaftswachstum werden nicht genügend Arbeitsplätze mit sich bringen, um das Problem der Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Aus diesem Grund muss man sich alternative Wege zur Schaffung von Beschäftigung überlegen. Mir ist es immer lieber, Arbeit statt Arbeitslosigkeit öffentlich zu finanzieren. Ich plädiere deshalb für einen öffentlichen Beschäftigungssektor (ÖBS).

Auf Grund der demographischen Entwicklung wird mittelfristig das Problem der Arbeitslosigkeit zunehmend vom Problem des Fachkräftemangels überlagert werden. Darum wird der ÖBS nur ein Übergangsphänomen in einer alternden Gesellschaft sein. Langfristig werden alle Arbeitskräfte auf dem ersten Arbeitsmarkt gebraucht werden und auch einen Job finden, wenn sie ausreichend qualifiziert sind. Bis dahin bedarf es jedoch einer Lösung für viele vor allem älteren Arbeitslose, die keine Möglichkeit haben, am ersten Arbeitsmarkt teilzuhaben.

Ich bin mir bewusst, dass der skizzierte Vorschlag ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel in der Arbeitsmarktpolitik voraussetzt, die bislang immer die Vollbeschäftigung im ersten Arbeitsmarkt zum Ziel und Maßstab erklärt hat. Die Erfolge dieser Politik - vor allem für ältere Arbeitsnehmer - sind jedoch so dürftig, dass es jetzt an der Zeit ist, neue Wege auszuprobieren. Einer davon ist der ÖBS.

Ich hoffe, ich habe Ihre Frage zumindest in Grundzügen beantworten können.

Beste Grüße

Lars Oberg