Frage an Lars Oberg von Hans S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Guten Tag,
auf der Liste "Thema" fehlt mir komplett der Bereich "lokale Wirtschaft - Stadtteilwirtschft" - stattdessen finden wir Themen die "Allerweltscharakter" haben und für eine lokale Wahl recht uninteressant sind. Daher meine Frage : Was wollen Sie für kleine Unternehmer und Selbständige tun , bzw. für Personen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen wollen? Wie wollen Sie diese fördern und vor überzogener Bürokratie schützen? Ich bin der Meinung, daß diese Zielgruppe im Wahlkampf Ihrer Partei komplett vernachlässigt wird.
Sehr geehrter Herr Schlotzhauer,
vielen Dank für Ihre Frage. In meiner beruflichen Tätigkeit als Referent für Wirtschafts- und Förderpolitik in den neuen Bundesländern bin ich häufig mit den von Ihnen angesprochenen Fragen konfrontiert. Gerne möchte ich kurz erläutern, mit welchen Schritten die Situation für kleine Unternehmen, Selbständige und Existenzgründer verbessert werden und wie damit ein Beitrag zur Stärkung der lokalen Wirtschaft geleistet werden kann.
Eine erfolgreiche Existenzgründung hängt von vielen Faktoren ab. Neben einem tragfähigen Unternehmenskonzept sind es vor allem die Themen Finanzierung und administrative Anforderungen, die für viele Existenzgründer eine große Hürde darstellen. Bei beidem ist die Politik gefragt, Erleichterungen zu schaffen bzw. aktive Hilfestellung zu leisten.
Ich setze mich dafür ein, dass in Berlin eine Gründeragentur eingerichtet wird. Dort sollen alle Servicefunktionen für Existenzgründer gebündelt werden. Neben der Beratung hinsichtlich des Gründungsvorhabens sollte es dort Verwaltungslotsen geben, die sicherstellen, dass die Gründer schnell und unkompliziert die notwendigen Genehmigungen bekommen. Ein wichtiger Partner für eine solche Einrichtung wäre die Sparkasse, die das Thema Finanzierungsberatung abdecken könnte. Auf diesem Wege wäre auch sichergestellt, dass die Gründer umfassend über die bestehenden Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten der KfW und IBB informiert werden. Denkbar wäre auch, die Gründeragentur mit dem Gründercoaching zu vernetzen, das von der KfW in Zusammenarbeit mit den Kammern angeboten wird.. Denkbar wäre darüber hinaus, dass die Sparkasse gemeinsam mit dem Land eine Unternehmensbeteiligungsgesellschaft gründet und so für Existenzgründer und Unternehmen in einer Wachstumsphase unkompliziert Beteiligungskapital zur Verfügung stellt.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Gründeragentur ist das Unternehmensgründerbüro Leipzig, an dem die örtliche Sparkasse, die Stadt, der Landkreis und die Kammern beteiligt sind.
In Berlin müsste eine solche Agentur, um den lokalen Bezug sicherzustellen, eng mit den Bezirken und der dortigen Wirtschaftsberatung und -förderung vernetzt sein. Mir ist wichtig, dass neben den zahlreichen und mittlerweile recht unübersichtlichen Angeboten des Bundes, des Landes und der Bezirke nicht eine weitere parallel laufende Institution geschaffen wird. Viel mehr kommt es darauf an, diese Angebote zu vernetzen, zu bündeln und für den Gründer überschaubar zu machen. Dadurch wird sichergestellt, dass das umfangreiche Angebot der Förderbanken bis zum Gründer durchgeleitet wird.
Denkbar wäre weiterhin dass die Gründeragentur unter dem Dach einer schlagkräftigen Wirtschaftsförderungsgesellschaft-Berlin organisiert wird. Diese kann die Betreuung lückenlos übernehmen und in schwierigen Wachstumsphasen die Servicefunktionen (Finanzierungsberatung, Verwaltungslotsen etc.) anbieten. Wichtig ist, dass nach einer erfolgreichen Gründung die Unternehmen auch weiterhin betreut werden.
Ich bin mir bewusst, dass zu diesem Thema noch vieles zu sagen wäre, hoffe aber dennoch Ihre Frage zunächst beantwortet zu haben. Gerne stehe ich für ein persönliches Gespräch zu diesem Thema zur Verfügung, z.B. heute ab 19.30Uhr beim "Inselstammtisch" im Café Tuffstein (Kolonnenstraße / Leberstraße).
Beste Grüße
Lars Oberg