Frage an Klaus-Peter Willsch von Maik R. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Willsch,
seit langem verfolge ich besorgt die Diskussion über Computer- und Videospiele und muss feststellen, das dieses Thema von enormer Unkenntnis und Vorurteilen geprägt wird.
Ich möchte mehr über Ihre persönliche Meinung, zu diesem äußerst angespannten Thema, erfahren.
Vor kurzem wurde beschlossen, ein generelles Herstellungs- und Verbreitungsverbot so genannter „Killerspiele“ durchzusetzen.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, das bei diesen Debatten stets die gleichen Spiele, so genannte Tunierspiele, genannt werden, in denen es einzig und allein ums eliminieren eines Pixelgegners geht. Der Grossteil der Spiele, die nicht mit mehreren Spielern Online gespielt werden und somit ein fimreifes Grundgerüst aus Story und Charakteren beinhalten, wird stets verschwiegen.
Der Computerspieler wird als psychisch Labiler hingestellt, der nur aufs stupide Töten vorm Computerbildschirm aus ist. Das Computerspiele vordergründig Unterhaltungsmedien sind, die vom Spannungs- und Unterhaltungswert manchen Hollywoodstreifen im Regen stehen lassen, wird ignoriert.
Nun zur aktuellen Diskussion:
Um auf den vergangenen Amoklauf zu sprechen zu kommen, für solch eine Tat ist eine ganze Reihe von Erlebnissen nötig. Computerspiele deuten nur das Ende dieser Kette, trotzdem möchten wir am Ende bzw. am i-Tüpfelchen ansetzen um solche Taten zu verhindern?
Deutschland hat die weltweit (!) härtesten Jungendschutzbestimmungen und ist trotzdem nach den USA, jenes Land, mit den meisten Amokläufen. Eine weitere Verhärtung, also ein Verbot, steht doch eindeutig im Widerspruch zur dieser Erkenntnis.
Viel mehr sollten die bestehenden Gesetze auch korrekt durchgeführt werden, um Kinder vor solchen Inhalten zu schützen.
Letztendlich geht es nicht darum uns Erwachsenen etwas zu verbieten, sondern die bestehenden Gesetze härter zu kontrollieren.
Ein generelles Verbot würde nur das Versagen der Politik zu dieser Debatte verdeutlichen.
Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Freundliche Grüße
Sehr geehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre Frage.
Nachdem nach den traurigen Ereignissen von Winnenden zunächst die Diskussion über eine Verschärfung des Waffenrechts aufgeflammt ist, stehen nach einiger Verzögerung wieder einmal die sogenannten Killerspiele im Fokus der Kritik.
Ich habe mich bereits deutlich gegen eine weitere Verschärfung des Waffenrechts sowie das zeitweise im Raum stehende Paintballverbot ausgesprochen. Auch in dem jetzt diskutierten Herstellungs- und Verbreitungsverbot von Killerspielen sehe ich keinen adäquaten Lösungsansatz.
Wir haben in Deutschland bereits sehr strenge Jugendschutzvorschriften. Bei den Killerspielen handelt es sich um reine Erwachsenenprodukte, die auch von der USK deutlich als solche gekennzeichnet werden. Verstößt ein Händler gegen das Verbot, solche Titel an Minderjährige zu verkaufen, droht ihm eine Ordnungsstrafe von bis zu 50.000 Euro.
Leider kommt es manchmal vor, dass Minderjährige auf anderen Wegen an die für sie eigentlich nicht zugänglichen Computerspiele gelangen. Hier steht aber nicht die Politik, sondern das direkte Umfeld der Jugendlichen – Eltern, Geschwister usw. – in der Pflicht.
Durch gesetzgeberischen Aktionismus können wir Taten wie in Winnenden, Emsdetten oder Erfurt nicht verhindern! Wir sollten uns besser alle fragen: Begegnen wir dem Nächsten mit Respekt und Achtung vor seiner Würde? Schauen wir auf kleine Zeichen, wenn sich Jugendliche oder auch Erwachsene nicht mehr angenommen fühlen und sich in Scheinwelten zurückziehen? Treten wir der wahrnehmbaren Verrohung der Sitten im Alltag entgegen? Haben wir Mut zu wertgebundener Erziehung und Politik!
Mit freundlichen Grüßen
Klaus-Peter Willsch MdB