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Frage von Patrick R. •

Frage an Klaus Brandner von Patrick R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Brandner,

ich wende mich mit meiner Frage an Sie als Sprecher der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales der SPD-Bundestagsfraktion und bleibe, wenngleich wir in der gleichen Partei sind und es einem gewissen Usus entspricht, die persönliche Anrede zu verwenden, beim "Sie", was Sie mir hoffentlich nachsehen.

Immer wieder wird argumentiert, dass Lohnerhöhungen, gerade in Berufszweigen, die keine hohen Anforderungen an die individuelle Qualifikation stellen, zu Verlagerungen der Arbeitsplätze in Niedriglohnländer zur Folge hätten.

Zwar kann ich mich vage an einen Artikel in der "Zeit" erinnern, in dem auf eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey verwiesen wurde, wonach das Potential für Einsparungen bei den Gehältern der Mitarbeiter auch bei einem Gang in das Ausland marginal sei, dennoch würde mich interessieren, wie Sie jemandem, der die oben erwähnte These, Lohnerhöhungen führten zu Arbeitsplatzabbau, gegenüber argumentieren. Es ist ein leidiges Thema und da ich kein Ökonom bin, fällt mir eine persönliche Beurteilung ausgesprochen schwer.

Mit freundlichen Grüßen aus Bremen,

Patrick Rauch

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Rauch,

Lohnerhöhungen sind nicht per se gut oder schlecht. Aus makroökonomischer Sicht tragen Lohnerhöhungen zur Steigerung der Binnennachfrage bei. Denn höheres Einkommen führt zu mehr Nachfrage und von daher auch zu mehr Produktion. Es kommt jedoch immer auf die Entwicklung der Bezugsgröße und hier insbesondere auf die Produktivität an.

Denn für die Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebs oder Unternehmens ist nicht so sehr die Lohnhöhe der entscheidende Faktor, sondern die Produktivität. Dabei spielen viele Gesichtspunkte eine Rolle: wie hoch ist der Preis eines Produktes, wie hoch ist der Lohnanteil am Produkt, wie ist die Qualität, die Haltbarkeit des Produkts, wie innovativ ist das Unternehmen etc. Die Lohnhöhe sagt also grundsätzlich über den Abbau oder die mögliche Verlagerung von Arbeitsplätzen nichts aus.

Die Produktivität kann von Branche zu Branche unterschiedlich sein, deswegen gibt es auch Branchentarifverträge.

Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, im Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU ein eindeutiges Bekenntnis zur Tarifautonomie zu formulieren. Die Tarifautonomie in Deutschland hat sich bewährt und die SPD wird sie auch in Zukunft entschieden verteidigen. Tarifautonomie bedeutet auch, dass die Tarifvertragsparteien autonom verhandeln. Dafür brauchen wir starke Gewerkschaften, die auch in Zeiten gestiegenen Standortwettbewerbs einflussreich verhandeln können.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Brandner