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Katharina Willkomm
FDP
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Frage von Volker L. •

Frage an Katharina Willkomm von Volker L. bezüglich Lobbyismus & Transparenz

Wie stehen Sie zu den Aussagen in diesem Artikel :
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/cyber-attacken-auf-staatliche-it-europas-fatale-abhaengigkeit-von-microsoft/19628246.html
Kernaussage ist eben das MS bestimmte Meschen in Ministerien oder Verantwortlichen stellen in ihrem Sinne bearbeitet.
Das sieht man gut in München oder Niedersachsen.
Wollen Sie weiterhin die Abhängigkeit zu Microsoft ?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Langwald,

vielen Dank für Ihre Frage, die sich erneut der mit der Lobbykontrolle bei politischen Entscheidungen befasst.

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass es nicht per se eine Abhängigkeit von Microsofts Software gibt, jedenfalls nicht in dem Sinn, dass man Windows oder Office benutzen müsste. Daher hat München 2003 den Umstieg auf eine Linux- und Open-Source-basierte IT in Angriff genommen. Für diesen Pioniergeist hin zu Open Source Anwendungen muss man München auch viel Respekt zollen, denn so ein Umstieg ist rein organisatorisch ein gewaltiges Unterfangen. In der Praxis haben sich aber durch die Umstellung dem Vernehmen nach eine Reihe von Problemen ergeben. Denn zum einen ist die Benutzeroberfläche für viele Nutzer neu und unvertraut, was umfassende Schulungen nötig macht und in der Regel zu einem höheren Service-Aufwand im Alltagsbetrieb führt. Zum anderen muss die Software aber auch für viele Anwendungsfälle und alle Behördenteile angepasst und dann weiterentwickelt werden.

Auch wenn Open Source beim Betriebssystem und den Büroanwendungen viele Vorteile hat, wie etwa den Wegfall von Lizenzkosten, so ist gibt es bislang eben auch etliche Nachteile. LiMux ist nie über den Status einer Insellösung herausgekommen. Alle Kosten der Weiterentwicklung blieben daher allein an der Münchener Stadtkasse hängen. Ebenso haben sich im Austausch mit anderen Verwaltungen von Gemeinden, Land und Bund häufig Friktionen ergeben, etwa weil Dateiformate nicht gelesen werden konnten. Es gab daher nachvollziehbare Gründe, von Linux wieder wegzuwechseln. Der tagelange Ausfall des E-Mail-Systems in 2014 war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Prinzipiell ist es sehr begrüßenswert, wenn auf Open Source bei Softwareentwicklungen der öffentlichen Hand gesetzt wird (z.B. umgesetzt bei der AusweisApp2 des Bundes). Denn so können Programme extern überprüft und von der Community weiterentwickelt werden. Aus ähnlichen Gründen setzten auch viele Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Produkte auf offenen Quellcode, weil sie so auf fremden, bereits entwickelten Code zurückgreifen können und Entwicklungskosten sparen. Auch diese Firmen setzten bei der Frage des Betriebssystem aber fast ausnahmslos auf Microsoft Windows - einfach, weil noch niemand einen adäquaten Ersatz entwickelt hat, der benutzerfreundlich ist und auf nahezu allen Computersystem mit den unterschiedlichsten Systemkonfigurationen und Peripheriegeräten läuft.

LiMux hat gezeigt, wo die Probleme liegen. Wenn andere Behörden den gleichen Weg gehen wollen, können sie sich nun besser darauf vorbereiten. Die FDP im Berliner Abgeordnetenhaus hat erst kürzlich einen Antrag gestellt, die IT-Struktur der Berliner Verwaltung von Microsoft zu lösen und letztlich auf Open Source Alternativen zu wechseln.

Beste Grüße

Katharina Willkomm

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