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Karin Peschau
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Frage von Benjamin r. •

Frage an Karin Peschau von Benjamin r. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

liebe karin,

die feministische partei ist eine der ältesten kleinparteien. die meisten der über 100 kleinparteien werden nicht älter als eine legislaturperiode. was hälst du von einem zusammenschluss der kleinparteien?

liebe grüße
beni

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Antwort von
DIE FRAUEN

Lieber Beni,

danke für die Frage, zu der ich dir gleich eine Gegenfrage stellen möchte:

An welche Art von "Zusammenschluss" denkst du dabei?

Auf der Bundesmitfrauenversammlung, letzte Woche in Weimar, kam dieser Vorschlag zur Sprache. Ich habe mich skeptisch oder „eher ablehnend“ dazu geäußert.

Damit ich einer solchen Initiative zustimmen könnte, muss für mich zunächst klar definiert sein, welches Ziel, welche Form, welche „Satzung“ dieser "Zusammenschluss" haben sollte; wie geschieht die Meinungsbildung, wer entscheidet? und: welche anderen Kleinparteien sollen dort vertreten sein? Welche Ziele vertreten sie? Wie stehen sie zu den Themen der Feministischen Partei DIE FRAUEN z. B. bezüglich Schwangerschaftsabbruch, zu Prostitution, zu all den Themen, die Alleinerziehende und Mütter betreffen, zur Altersarmut von Frauen etc.

Ich habe in Weimar das Beispiel des "Movimento Cinque Stelle" unter der Führung des "linken" Komikers Beppe Grillo angeführt:

Viele linke Italiener_Innen begrüßten die Formierung dieser Partei anfänglich und gaben ihr ihre Stimme, in der Hoffnung auf Veränderung der politischen und sozialen Realität des Landes. 

Bald wurde klar, dass diese Partei äußerst kompromissbereit ist, offenbar mit dem Ziel , an die Macht zu kommen.

Die Wähler_Innen wurden ernüchtert: diese nunmehr rechte, populistische Partei vertrat nun plötzlich alles Andere als linke, und schon gar keine Fraueninteressen. Bestenfalls wurden ein paar Frauen eingesetzt, die in erster Linie männliche Macho-Ideale verkörpern mussten, doch, was tragisch ist, um an Popularität zu gewinnen, unterstützt das Movimento Cinque Stelle jetzt Salvinis Sicherheitspolitik (10.000 mehr Polizisten) und wendet sich gegen Migrant_Innen ... sollen sie doch im Mittelmeer ertrinken.

Es wurde in Weimar gesagt, dass  vorgeschlagen worden sei, eine neue Partei zu gründen, der die Kleinparteien "zunächst" beitreten sollen.

Das lehne ich ab, da es mir in diesem Fall unumgänglich erscheint, dass - in diesem Fall - die Feministische Partei DIE FRAUEN von einer nicht-feministischen Partei logischerweise verschluckt bzw. unsichtbar gemacht werden würde.

Unterstützung seitens der Männer, gern, doch Verschmelzung, nein.

Warum hat sich eine autonome Frauenbewegung konstituiert?

Frauen leben, erleben, leiden anders im Patriarchat, als Männer; ebenso tauchen in geschlechtergemischten Gruppen nach wie vor Machtansprüche auf,

die zu entlarven Frauen viel Kraft kostet.

Nach 5000 Jahren patriarchaler Gewaltherrschaft müssen dürfen wir Frauen uns in Acht nehmen: wir dürfen uns nicht von unserem großen Ziel abbringen lassen, nämlich, das Patriarchat zu beseitigen, und damit jegliche Art von Gewalt und Ungerechtigkeit gegen Frauen, Mütter, Kinder sowie die Natur und das Leben schlechthin.

Dies beansprucht unsere ganze Aufmerksamkeit und Energie. Unterstützt uns, Männer, wo Ihr könnt, es ist auch zu Eurem Besten, denn nicht nur wir leiden unter den Zwängen dieser patriarchalen Zivilisation, deren logische Konsequenz der Kapitalismus ist.

Klar, gemeinsam ist man stärker. Meine Befürchtung ist aber, dass sich die Feministische Partei DIE FRAUEN bei einem solchen Parteienzusammenschluss vor einen fremden Karren spannen lässt, der nicht mit ihren eigenen Zielen kompatibel ist. Und da die Kräfte der Kleinen so gering sind, ist zudem zu befürchten, dass jeder Konflikt uns zerlegt. gespannt werden soll, oder zumindest werden könnte.

Matriarchale Grüße

Karin