Frage an Jürgen Walter von Christine F. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Walter,
ich bin sehr enttäuscht, dass die Grünen und Sie als Agrarsprecher Ihrer Fraktion keine eindeutige Haltung zur Gentechnik in der Landwirtschaft finden. Der Zeitung bwagrar sagten Sie: "Wer die Forderung nach Koexistenz ernst nimmt, kann unter den strukturellen Bedingungen Baden-Württembergs keinen GMO-Anbau bei Raps und teilweise Mais akzeptieren". Das heißt im Umkehr-Schluss: Sie akzeptieren GMO-Anbau teilweise bei Mais und anderen Pflanzen.
Ich erwarte von den Grünen eine klares Bekenntnis zu der Tatsache, dass Koexistenz in Baden-Württemberg bei keiner Pflanzensorte möglich ist und der GMO-Anbau komplett abzulehnen ist! Bitte beschäftigen Sie sich ernsthaft mit der misslungenen Koexistenz in anderen Ländern (Kanada, USA, Brasilien, illegalerweise in Rumänien) und den Konzern-Interessen, die gegen den Willen und Widerstand der BürgerInnen durchgesetzt werden. Es gibt bis heute keine gentechnische Errungenschaft in der Landwirtschaft mit Anbauzulassung außer Herbizidresistenz - und diese nützt ausschließlich den Herbizid-Produzenten, nicht den LandwirtInnen.
Für eine Stellungnahme wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Fabricius
Sehr geehrte Frau Fabricius,
deutlicher als die Grünen kann man nun wirklich nicht mehr gegen den Einsatz der Agrogentechnik sein. Dies bringen wir seit Jahren in all unseren Programmen, Wahlaussagen und Veranstaltungen zum Ausdruck.
Ich halte die Gentechnik für eine Risikotechnologie, deren Einsatz nicht zu verantworten ist. Ich wollte mit meiner Aussage sagen, dass diejenigen, die für den Anbau von Raps und teilweise bei Mais sind, auch erklären müssen, dass es keine Koexistenz gibt. Vor allem in Baden-Württemberg funktioniert sie nicht. Wo sie nicht einmal in Kanada und den USA funktioniert. Der Einsatz der Gentechnik in Baden-Württemberg wäre auch hier das Ende der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft. Deshalb müssen wir das derzeitige Haftungsrecht beibehalten. Da der Einsatz der Agrogentechnik in Europa leider erlaubt wurde, wollte ich weiterhin zum Ausdruck bringen, dass diejenigen, die diese Risikotechnik einsetzen, dann auch die Haftung zu übernehmen haben. Ich halte es für unerträglich, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer gemeinsam mit der SPD das bisherige Haftungsrecht verändern möchte.
Die Gentechnik ist auch ökonomoisch falsch. Wie Sie meiner Stellungnahme entnehmen können, plädiere ich dafür, dass "gentechnikfrei" als Werbeinstrument eingesetzt wird. Schon daraus erkennen Sie, dass wir gegen einen Einsatz der Gentechnik sind. Andere Länder wie Österreich, Italien, Kroatien usw. haben längst erkannt, dass sie mit gentechnikfreien Produkten eine Möglichkeit haben, sich von den anonymen Waren auf dem Weltmarkt positiv abzuheben.
Die von Ihnen geschilderten Beispiele sind mir bekannt. Die Gentechnik hat bisher keines ihrer Heilsversprechen gehalten.Weder beim Pestizideinsatz noch beim Ertrag. Viele Bauern in Indien wurden von Monsanto in den Ruin getrieben. Die Artenvielfalt reduziert sich, nach kurzer Zeit muss mehr gespritzt werden.
Deshalb: Finger weg von der Gentechnik. Wir wollen sie weder auf den Äckern noch auf dem Tisch!
Sie ist zudem das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Es ist eine Lebenslüge von CDU und FDP, das beides geht: Bäuerliche Landwirtschaft und Gentechnik. Aber nach den Beschlüssen in Brüssel, die Frau Merkel und Herr seehofer zu verantworten haben, wird es mit der bäuerlichen Landwirtschaft ohnehin schwer. Oder wie soll unsere Landwirtschaft bei den massiven Kürzungen der 2.Säule überleben. Zudem hat die FDP im Wahlprogramm noch die Forderung stehen, die Agrarsubventionen noch weiter zu kürzen.
Die grünen werden sie auch weiterhin auf der Seite deren haben, die sich eggen den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft aussprechen.
Mit schönen Grüßen
Jürgen Walter