Warum schafft es Politik nach 73 Jahren Demokratie nicht, Menschen vor existenziellen Ängsten, Bereicherung, Ausbeutung effektiv zu schützen und wie kann Politik das endlich erreichen?
Im Deutschen Bundestag ist heute dem 75. Jahrestag des Marshall-Plans gewürdigt worden.
Als Redner haben Sie abschließend festgestellt, die Folgen des Fehlens dieser Wirtschaftsmaßnahme auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wirken bis heute, wären demnach vermeidbar gewesen.
Dies ist insofern bemerkenswert, ließe sich doch ebenfalls die These aufstellen, die Annahme des sowjetischen Angebots eines bündnisfreien Friedensvertrages mit Deutschland hätte darüber hinaus auch noch die der deutschen Teilung vermieden und somit in Summe einen deutlich höheren, nachhaltigeren Gewinn bedeutet.
Die Chance ist leider verpasst, wie auch nach 75 Jahren Demokratie, die einer besseren Gesellschaft – entgegen allen Reden:
die wahrscheinlich fortschrittlichste Idee der Menschheitsgeschichte ist nach ungefähr drei Generationen in einer Sackgasse gelandet, längst überwunden geglaubte, existenziellen Ängste wieder und Bereicherung am Menschen immer noch der Normalzustand, die Aussichten schlecht.
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Frage.
„Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.“ Diese Analyse von Bertrand Russell ist sicher genau so richtig wie die Feststellung von Tillmann Bendikowski, dass die Zeit uns Nachgeborene zwangsläufig zu Besserwissern macht. Kurzum, wir können Geschichte nicht ändern, wir können nur aus ihr lernen. Aber gerade wenn man aus Geschichte Lehren zieht, kann man sich Ihrer Einschätzung, dass die Demokratie in eine Sackgasse geraten ist, nicht anschließen.
Demokratie ist nichts selbstverständliches, Demokratie muss täglich verteidigt werden und sie mag nicht perfekt sein – aber sie ist, bis zum Beweis des Geigenteils, die beste Staatsform, die wir kennen (frei nach Winston Churchill).
Mit freundlichen Grüßen
Team Trittin