Frage an Jürgen Trittin von Maiko S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Trittin,
Wie Sie bereits hier und an anderen Stellen verdeutlicht haben, sind sie gegen die Beibehaltung der Wehrpflicht in Deutschland. Da stimme ich Ihnen zu. Doch gerade Zivildienstleistende und die zunehmende Zahl an "FSJlern", welche in der Kultur, Sozialen und Ökologischen Bereich ein wichtiges Standbein des Gesundheits- und Sozialwesens sind, sind wohl kaum aus dem alltäglichen Leben wegzudenken. Die meisten von ihnen (bes. beim Zivildienst) üben den Dienst ausschließlich aufgrund der geltenden Wehrpflicht aus. Welche Lösung bevorzugen Sie? Eine Zivildienst-Pflicht (für Männer und Frauen), ein freiwilliger Zivildienst oder eine komplette Streichung solcher Formen? Bei Streichung: Wie stellen Sie sich die Organisation von Gesundheits- und Sozialwesen dann in Zukunft vor?
Mit bestem Dank für die Antworten,
ein frohes Weihnachtsfest
Maiko Schaffrath
Sehr geehrter Herr Schaffrath,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage die ich Ihnen im Folgenden gerne beantworten möchte.
Ich teile Ihre Einschätzung über die Wichtigkeit der Freiwilligendienstleistenden. Seit Jahren übersteigen hier die Bewerberzahlen bei weitem die der angebotenen Plätze. Daher setzen wir uns für eine Verdoppelung der Jugendfreiwilligendienstplätze ein. Den vielen jungen engagementbereiten Menschen muss endlich die Möglichkeit geboten werden, sich einzubringen. Dazu haben wir Grüne bereits umfangreiche Konzepte vorgelegt.
Die Wehrpflicht und somit auch der von ihr abgeleitete Zivildienst sind Auslaufmodelle. Sie ist ungerecht und sicherheitspolitisch nicht notwendig. Die Organisation des Übergangs zu Freiwilligendiensten ist eine wichtige politische Aufgabe. Die Zivildienstleistenden erfüllen wichtige Aufgaben. Unsere grüne Lösung besteht in einem Mix aus der Schaffung regulärer Arbeitsplätze und Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige. Wir wollen einen Teil der Aufgaben, die Zivildienstleistende heute erledigen, im Rahmen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse organisieren. Hier gibt es großen Handlungsbedarf, um die Berufsbilder gerade im Bereich der Pflege attraktiver zu gestalten. Auch hierzu haben wir differenzierte Vorschläge eingebracht. Soziale Pflichtdienste lehnen wir dagegen ab. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass zwangsweise Dienste in diesem Bereich den Tätigkeitsfeldern nicht gerecht werden.
Durch die Konversion des Zivildienstes wollen wir unsere Vision von einer starken Zivilgesellschaft vorantreiben und die Bereitschaft bürgerschaftlichen Engagements weiter stärken. Viele Studien bestätigen die hohe Bereitschaft junger Menschen zu freiwilligem Engagement. Pflichtdienste behindern dagegen ihre Bildungsbiografien und haben sich überholt.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin