Frage an Jürgen Trittin von Janina M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Trittin,
wie sehen Sie persoenlich und die Gruenen im Allgemeinen die Zukunft der Bundesagentur fuer Arbeit und der Jobcenter?
Wie soll deren Arbeit in der Zukunft nach Ihrer Meinung aussehen? Was soll mit der "verfestigten Basis" von ca. zwei Millionen Langzeitarbeitslosen geschehen, die teilweise mehrere Jahre erwerbslos sind? Sind Sie fuer weitere finanzielle Hilfen in Form von Foerdermassnahmen fuer diesen Personenkreis? Und wie sehen Sie persoenlich die Forderung nach Abschaffung von Sanktionen gegen Arbeitslosengeld II-Empfaenger, die gegen das SGB II verstossen?
Ist es wirklich sinnvoll, dass die Bundesagentur fuer Arbeit bis Ende 2014 insgesamt 17.000 Stellen abbauen muss, obwohl die Personen, die jetzt, trotz guter Konjunkturlage, arbeitslos sind, nicht einer besonderen Unterstuetzung beduerfen? Werden Sie sich bei einer moeglichen Regierungsbeteiligung nach dem 22.09.13 fuer eine Beendigung dieser Personalabbaumassnahme einsetzen?
Ich danke Ihnen schon im Voraus fuer Ihre Antwort.
Mit freundlichen Gruessen,
Janina Meier
Sehr geehrte Frau Meier,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
BA und Jobcenter haben weiterhin viel zu tun mit der Aufgabe, die Millionen Arbeitslosen wieder in Lohn und Brot zu bringen. Dass sie sich laut Medienberichten eher an die "einfachen" Fälle halten, ist skandalös. Denn das schönt die Statistik, hilft aber nicht den Menschen, die keinen Job haben und unter Umständen besonders viel Beratung brauchen. Dazu gehört ein ganzheitlicher Beratungsansatz, der viel Zeit und Energie braucht und auch Suchtberatung, Schuldnerberatung und ähnliches umfasst.
Die Sanktionen für Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II sind meist demütigend, unnötig und kontraproduktiv. Die verschärften Sanktionen für Menschen unter 25 Jahren, die bis zur Obdachlosigkeit führen können, wollen wir unverzüglich abschaffen. Die von Schwarz-Gelb durchgesetzte Anrechnung des Elterngeldes
auf das Arbeitslosengeld II benachteiligt einkommensarme Familien. Bei der von uns angestrebten Neuordnung der familienpolitischen Leistungen wollen wir diese Ungerechtigkeit beseitigen und die Anrechnung des Elterngeldes wieder rückgängig machen.
Unser Ziel ist eine Grundsicherung, die auf Motivation, Hilfe und Anerkennung statt auf Bestrafung setzt. Die Zahlung einer sozialen Grundsicherung soll weiterhin an die Bereitschaft geknüpft werden, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und sich um eine eigenständige Existenzsicherung zu bemühen. In der Regel ist das die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, Aus- und Weiterbildung oder Umschulung.
Für uns Grüne steht auch fest, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht eins zu eins in einen Stellenabbau bei der BA umgemünzt werden kann. Dieser Ansatz verkennt die sich verändernden Aufgaben und Herausforderungen der Arbeitsverwaltung und -förderung. Wir wollen die Arbeitsagenturen und Jobcenter zu Service-Centern weiterentwickeln, die in Sachen Arbeit, Bildung und beruflicher Entwicklung kompetente Dienstleistungen anbieten. Dies wird nur mit qualifiziertem, motiviertem und ausreichendem Personal gelingen können.
Mit freundlichen Grüßen
Team Trittin