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Jürgen Trittin
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Frage von axel s. •

Frage an Jürgen Trittin von axel s. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Mit großer Freude habe ich das Wahlergebnis in Niedersachsen verfolgt und mit meiner Stimme für die Grünen vielleicht auch etwas dazu beigetragen, dass endlich die Kleinbauern gefördert werden.
Dass in meiner Gegend bereits fast alle Kibitze, Lärchen und Brachvögel wegen der Maiswüsten verschwunden sind, macht mich wahnsinnig wütend! Immer noch lohnt es sich bei weitem mehr für die Landwirte, Mais anzubauen, da EEG Förderungen im hohen Maß, die wir dann auch noch über erhöhte Strompreise mitfinanzieren, locken. Der Aufwand gegenüber Viehwirtschaft, Milchwirtschaft und Ackerbau ist erheblich geringer und profitabler.
Die Klimabilanz für Biomasse ist katastrofal und unterm Strich sogar schlechter als fossile Brennstoffe. Der gleichen Energiegewinnung von 10000 ha Fläche für Energiepflanzen steht eine Fläche von 400 ha für Windkraft gegenüber. Ganz abgesehen von der Vernichtung der früher brachliegenden Flächen, deren Förderung meines Wissens komplett zurückgenommen wurde.
Ein interessanter Filmbeitrag über die verheerende Klimapolitik bezüglich Biogas, Biotreibstoffe und Wasserkraft durch Megastaudämme, die Wüsten am einen Ende und methanerzeugende Wasserwüsten am anderen Ende erzeugen ist "climate crimes" https://www.youtube.com/watch?v=eVIvEdWH0eE .

Meine Frage:
Was unternimmt die jetzige niedersächsische Landesregierung hinsichtlich der Vermaisung Niedersachsens, des irrsinnigen Ausbaus von Biogasanlagen sowie der Biosprit-Beimischung bei E10,die die Abholzung von Regenwäldern verursacht?

Gibt es eine Chance, dass wieder Wiesen, die nicht bewirtschaftet werden wie früher, entstehen? Was natürlich nur funktioniert, wenn der Landwirt daran verdient? (sprich dafür Förderungen bekommt, die lohnenswerter sind als Biomasse?)
Bekommt der Kleinbauer, der ökologische Landwirtschaft für Lebensmittel und Viehwirtschaft mit erheblich höherem Aufwand (sowohl zeitlich als auch finanziell) betreibt in Zukunft mehr Förderung als der Maisproduzent oder Massentierhalter?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmidt,

wir nehmen negative Auswirkungen der Erneuerbaren Energien insbesondere der Biomasse sehr ernst. Durch eine Kombination aus falscher Agrarpolitik und falschen Anreizen im EEG durch die Merkel-Regierungen ab 2005 wurde einseitig der massenhafte Anbau von Mais gefördert. Darüber hinaus wurde durch ein überhöhte Förderung ein Wettbewerbsungleichgewicht geschaffen. Wir benötigen für die Energiewende die Biomasse. Wir fordern einen nachhaltigen Anbau mit Fruchtwechsel sowie die vorrangige Nutzung von Agrarabfällen. Nur durch strenge Nachhaltigkeitsregelungen kann sicher gestellt werden, dass die notwendige Biomasse erzeugt wird, ohne Natur und Umwelt zu belasten. Dies ist aber immer nur im Rahmen einer Umsteuerung der Agrarpolitik möglich die den Landwirt und eine an Nachhaltigkeit orientierte Landwirtschaft und nicht ein Agrobusiness mit Massentierhaltung und großen Flächenverbrauch.

Die Merkel-Regierungen haben auch E10 auf EU-Ebene durchgesetzt um schärfere Grenzwerte für die deutsche Automobilindustrie zu verhindern. Diese Fehlentscheidung haben wir von Anfang an kritisiert.

Ich bin mir sicher, dass die neue niedersächsische Landesregierung alles unternehmen wird um die Fehlentwicklung bei der Vermaisung der Landschaft, der Massentierhaltung u.a. zu stoppen. Die Kompetenz für die Agrarpolitik liegt aber auf EU-Ebene und solange eine konservative Politik die deutsche Haltung in Brüssel bestimmt, wird es schwierig hier große Veränderungen herbeizuführen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Trittin