Frage an Jürgen Trittin von Robert K. bezüglich Finanzen
Lieber Herr Trittin,
Ich könnte mir prinzipiell gut vorstellen Grün zu wählen nur vermisse ich eine Agenda zur Geldpolitik sehr stark. Die Geldschöpfung durch Kreditvergabe wurde teilweise bereits in ihrer Antwort an Herrn Maier am 11.10.2011 thematisiert. Zitat ihrer Antwort: "Dieser Vorgang ist in unserem Land möglich, weil wir seit dem Überwinden der Tauschwirtschaft noch kein besseres System erfunden haben." In einem System in dem Geld durch Kreditnahme entsteht, fallen zwangsläufig auch Zinsen auf alles im Umlauf befindliche Geld an. Diese Zinsen können wiederum nur durch Kreditgeld getilgt werden auf welches wieder Zinsen anfallen. Auch wird Buchgeld nicht in gleichem Maße durch Kreditrückzahlung vernichtet wie geschöpft wird. Das zeigt die exponentiell wachsende M3 Geldmenge.
Meine Fragen sind folgende:
- Glauben sie das es haushaltspolitisch möglich ist die globale Verschuldung zurück zu drehen?
- Glauben sie das die Stabilität und Gerechtigkeit des Finanzsystems zentral für das gesellschaftliche Wohlergehen ist?
- Halten sie dieses System für langfristig stabil und gerecht?
- Wenn nein: Wieso setzten sie sich nicht für die Entwicklung einer Alternative ein? Es gibt schlaue Menschen wie Prof. Franz Hörmann die sich darüber Gedanken machen.
Sehr geehrter Herr Renner,
vielen Dank für Ihre Fragen. Ich antworte direkt in Ihre Mail:
Meine Fragen sind folgende:
- Glauben sie das es haushaltspolitisch möglich ist die globale Verschuldung zurück zu drehen?
Ja, das ist möglich. Wir müssen die Verschuldung senken. Das wird aber nur mit einem gleichzeitigen Abbau der Vermögen gehen, weil die Schulden des einen das Vermögen des anderen ist. Wir Grüne schlagen zum Beispiel eine Abgabe auf sehr hohe Vermögen vor, mit der wir die bestehenden Schulden abbauen wollen.
- Glauben sie das die Stabilität und Gerechtigkeit des Finanzsystemszentral für das gesellschaftliche Wohlergehen ist?
Ja.
- Halten sie dieses System für langfristig stabil und gerecht?
In diesem System ist vieles durcheinander geraten. Banken und neoliberale PolitikerInnen haben suggeriert, dass allein die entgrenzte Finanzwirtschaft Wohlstand schaffen kann. Dass das nicht der Fall ist, hat uns die Finanzmarktkrise eindrucksvoll bewiesen. Wir brauchen deswegen eine Re-Regulierung der Finanzmärkte. Auch dafür stehen wir Grüne.
- Wenn nein: Wieso setzten sie sich nicht für die Entwicklung einer Alternative ein? Es gibt schlaue Menschen wie Prof. Franz Hörmann die sich darüber Gedanken machen.
Ich glaube nicht, dass die Art der Geldschöpfung zentral für den desaströsen Zustand des Finanzsystems ist. Jahrzehntelang hatten wir ebenfalls das System der Geldschöpfung durch die Bankwirtschaft, ohne dass es dabei zu größeren Störungen gekommen wäre. Erst die Deregulierung hat das System aus den Fugen gebracht.
Mit freundlichen Grüßen
Team Trittin
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