Frage an Jürgen Trittin von Guntram S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Trittin,
seit vielen Jahren koalieren die Bündnis90/GRÜNE nahezu ausschließlich mit der SPD, traditionell einer Partei, die die großen Industrieunternehmen (dort vornehmlich die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Angestellten) anspricht, sowie eine Partei, die durch hohe Steuer- und Abgabenlasten die Neugründung kleiner Betriebe mit Innovationspotential zu einem unkalkulierbaren Risiko werden lässt.
Zudem finden sich die UMWELTBEWUSSTEN Wähler/Verbraucher tendenziell eher bei mittleren bis höheren Einkommensschichten, wo man sich den Luxus "Umweltschutz" leisten kann.
Sollte eine GRÜNE Partei daher nicht stärker auf eine Koalition mit einer religiös geprägten Partei setzen, da die Religion uns Christen, aber auch Juden und Muslimen den verantwortungsbewussten, angemessenen und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt ja ans Herz legt (was wir Westeuropäer aber wohl mehrheitlich nicht wahrhaben wollen)?
Wo sehen Sie in Sachen Umweltpolitik noch Gemeinsamkeiten mit der SPD, die ja wohl eher bemüht sein muss, ihre am kurzfristigen (und damit nicht nachhaltigen) Konsum orientierte Unterschicht, die sie ja mit sozialistischen Gedankenspielen (z.B. Eingriff in die Preisautonomie des Vermieter-Mieterverhältnisses) wohl vornehmlich anspricht?
Mit freundlichen Grüßen,
Guntram Seiß
Sehr geehrter Herr Seiß,
vom Mindestlohn über die Steuerpolitik und Frauenquoten bis hin zur Förderung Erneuerbarer Energien finden hat das Programm von Bündnis 90 / Die Grünen -- von allen anderen Parteien - die meisten Überschneidungen mit dem Programm der SPD. Daher streben wir eine Regierungsübernahme mit einer Rot-Grünen Koalition im September diesen Jahres an. Natürlich gibt es auch viele Unterschiede. Wer auf einen konsequenten ökologischen Umbau der Industriegesellschaft setzen will, der wählt daher am besten Grün. Das haben Sie ganz richtig erkannt.
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Trittin