Frage an Jürgen Trittin von Christopher S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Guten Tag Herr Trittin,
Ich, 20 Jahre Jung, träume von den Vereinigten Staaten von Europa und einer vereinigten Welt.
Dies ist im Moment natürlich noch Wunschdenken aber im Zuge der Finanz/Bankenkrise und der damit verbundenen Staatsschuldenkrise und dem eventuellen scheitern des Euros kann eine politische Union einer unserer letzen Auswege sein.
Schon Helmut Kohl war damals für eine politische Union zusammen mit einer Währungsunion, was wir bekommen haben sehen wir ja jetzt.
Nationen mit unterschiedlicher Wirtschaftskraft, mit verschiedenen Gesetzen und Politikern aber mit einer Einheitswährung... dies kann auf Dauer nicht gut gehen, wie wir jetzt sehen können.
Meine Frage: Wie stehen sie persönlich und auch die Grünen/B90 zu den Vereinigten Staaten von Europa nach föderalistischem demokratischen Prinzipien. Irgendwann wird dieser Schritt eh gegangen werden, die Frage ist nur ob in 50 Jahren oder noch in diesem Jahrzehnt.
Freundliche Grüße aus Fürth
Sehr geehrter Herr Schemes,
Sie weisen zu Recht darauf hin, dass eine Währungsunion ohne eine Wirtschaftsunion nicht funktionieren kann. Das sehen wir an der derzeitigen Banken- und Schuldenkrise. Die unterschiedlichen Ursachen dieser Krise -- die Verschuldung von Banken und privaten Haushalten sowie von Staaten und die immensen wirtschaftlichen Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone -- machen eine einheitliche Lösung dieser Krise so schwierig. Nur mit Sparen, wie Merkozy es Europa verordnen wollte, kommen wir sicher nicht aus der Krise. Notwendig sind weitergehende und tiefere Integratiosschritte in Europa. Sie sprachen die Vision der "Vereinigten Staaten von Europa" an. Auch wir unterstützen grundsätzlich diese Idee. Fakt ist aber, dass auch ein solches Europa auf Nationalstaaten aufbaut. Deshalb muss es vielmehr darum gehen, die EU institutionell fortzuentwickeln und Entscheidungsbefugnisse auf die Gemeinschaftsebene der EU zu überführen. Ziel muss eine krisenfeste finanz-, haushalts- und wirtschaftspolitische Zusammenarbeit in der EU und langfristig auch eine Harmonisierung von weiteren Politikbereichen auf europäischer Ebene sein. Ein demokratischerer Aufbau der EU mit einem stärkeren Parlament liefert dabei die Grundlage für eine entsprechende Kompetenzübertragung. Um politischen Handlungsspielraum zurückzugewinnen, brauchen wir eine handlungsfähige und starke Europäische Union. Wir brauchen Mut zu mehr Europa.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin