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Jürgen Trittin
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Frage von Edgar H. •

Frage an Jürgen Trittin von Edgar H. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Trittin.

Im ZDF-Morgenmagazin von heute erklärten Sie:

“Es würde uns sehr, sehr teuer kommen, würde die Eurozone zerbrechen; das wäre für den deutschen Steuerzahler die echte Katastrophe.“

Nun, bereits vor einem Jahr, als der ´Rettungsschirm´ noch bei knapp 100 Mrd. EURO lag, waren diese Aussagen gleichlautend.

In dem T-Online-Artikel v. 27.06. "Euro-Krise: Deutschland haftet mit 310 Milliarden Euro" steht:

"Weitaus teurer als 310 Milliarden Euro wäre aber ein Auseinanderfallen der Eurozone, heißt es demnach in dem Dokument des Finanzministeriums weiter. Eine Summe für dieses Szenario werde darin aber nicht benannt."

Jetzt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass die Zahlen für einen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone noch nicht errechnet wurden.

Erlauben Sie mir deshalb bitte zwei Fragen:

Mit welchen Kosten müsste die Bundesrepublik Deutschland rechnen, wenn Griechenland tatsächlich am Euro scheitern sollte?

Warum werden diese Zahlen zurückgehalten?

Für Ihre Bemühungen sowie Ihr Verständnis bedanke ich mich bestens im Voraus und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Portrait von Jürgen Trittin
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Haas,

die Kosten eines Auseinanderbrechens der Eurozone lassen sich nicht exakt berechnen. Quantifizieren lassen sich aber die Forderungen, die deutsche Sparer, Banken, Unternehmer und die Bundesbank gegenüber den Ländern der Eurozone haben. Diese belaufen sich auf ca. 3,7 Billionen Euro. Diese Forderungen würden sicher nicht komplett ausfallen. Wenn aber Länder aus der Währungsunion ausscheiden und massiv abwerten, ist es unwahrscheinlich, dass die gesamte Forderungen beglichen werden. Es ist außerdem extrem unwahrscheinlich, dass ein solcher Schock wie das Auseinanderbrechen der Eurozone ohne negative Auswirkungen für die Realwirtschaft bliebe. Hinzu kämen also die Kosten einer Wirtschaftskrise und steigender Arbeitslosigkeit.

Etwas besser abschätzen lassen sich die Kosten für die notwendigen Wechselkursabsicherungsgeschäfte der deutschen Exportunternehmen. Diese beliefen sich vor Einführung des Euro auf jährlich rund 10 Mrd. Euro. Die KfW beziffert den quantitativen Vorteil des Euro für Deutschland gegenüber einer fiktiven D-Mark mit 50 bis 60 Mrd. Euro in den letzten beiden Jahren.

**

Aus dieser Analyse leiten wir ab, dass die Kosten des Zusammenbruchs der Eurozone weit höher wären als die Ausfallrisiken, die sich aus den Kreditgewährungen und Haftungsübernahmen der Rettungsschirme ergeben.

Überhaupt nicht quantifizieren lassen sich die immensen Kosten einer gescheiterten europäischen Integration und der Verlust von Gestaltungskraft in globalen Gremien. Denn Deutschland allein hat in einer globalisierten Welt auf Dauer kein Gewicht. Um politischen Handlungsspielraum zurückzugewinnen, brauchen wir eine handlungsfähige und starke Europäische Union mit einem starken Europaparlament.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Trittin