Frage an Jürgen Trittin von Nico R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Trittin,
ich habe gerade erfahren, dass in Deutschland "intelligente Strommesszähler" eingeführt werden sollen, mit denen sich identifizieren lässt, welche Gerätschaften in Haushalten vorhanden sind, es geht sogar so weit, dass die Stromgesellschaften daraus lesen können, welche Fernseh-Programme ihre Kunden schauen. http://digital.t-online.de/smart-meter-intelligente-stromzaehler-verraten-tv-programm/id_49957804/index
Ich halte diese Entwicklung für höchst problematisch, es scheint als wird der Mensch immer und immer mehr durch Politik, Wirtschaft und Internet zum "gläsernen Bürger".
Was halten Sie von dieser Art Datenerhebung, Herr Trittin?
Mit freundlichen Grüßen,
Nico Rudolph.
Sehr geehrter Herr Rudolph,
wir haben uns intensiv mit der Frage der Einführung "intelligenter Stromzähler" befasst. Diese bieten neben einem Komfortgewinn insbesondere Vorteile zur Stromeinsparung und zur gezielten Steuerung des Strombezugs. Schon immer war der unvorhersehbare Bezug von Strom durch die Endverbraucher ein Problem für die Netzsteuerung. Die Möglichkeit hier einzugreifen und Verbrauchsspitzen abzufedern würde enorme Einsparungen beim netzausbau und dem Kraftwerkskapazitäten ermöglichen.
Diesem zusätzlichen Nutzen stehen aber auch eine Reihe von Fragen entgegen. Eine der Hauptrisiken ist die Erfassung der Nutzungsdaten und möglicher Rückschlüsse auf das Verhalten der Strombezieher. Der von Ihnen genannte Artikel zeigt ja, dass aus scheinbar wenig relevanten Nutzungsdaten Verbraucherprofile erstellbar sind.
Daher fordern wird die Frage des Daten- und Verbraucherschutzes vor Einführung der "intelligenten Stromzähler" gesetzlich zu regeln.
Daneben muss aber auch geklärt werden, wie hoch die Kosten für die Einführung sind und ob die Vorteile nicht durch Nachteile (zusätzlicher Datenverkehr, zusätzliche Stromverbraucher, Kompatibilität mit Hausgeräten) aufgewogen werden.
Vor der Einführung müssen diese Fragen dringend geklärt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin