Frage an Jürgen Trittin von Martin B. bezüglich Wirtschaft
Lieber Jürgen Trittin,
Ihre
Antwort an Hr. R. vom 22.8. erinnert mich fatal an die Argumentationsweise der Atomlobby in den 70er/80er Jahren - schlichtweg konstruiert und politisiert.
Nehmen Sie gar nicht zur Kenntnis, dass sich auch unter den Stammwählern der Grünen immer mehr Unmut über das blinde Nachbeten längst widerlegter neokeynesianischer Thesen regt? Dass immer mehr Stammwähler sich fragen, wieso Ihr Grünen-Politiker das Kriterium der Nachhaltigkeit, welches die Grünen stark gemacht hat, hier einfach über Bord werfen?
Eurobonds, Rettungsschirme etc. sind doch nichts anderes als ein großes unsoziales Umverteilungsprogramm, sie haben nichts, aber auch gar nichts mit europäischer Solidarität zu tun. Wie können Sie ernsthaft für Maßnahmen plädieren, die ein Überschuldungsproblem mit noch mehr Schulden lösen möchte?
Jeder weitere Schuldeneuro bringt immer weniger Wachstumseffekt. Eine einfache Grenznutzenbetrachtung. Warum ignorieren Sie sie? Wenn das durch Schuldenmacherei wirklich ersehnte Wirtschaftswachstum tatsächlich einträte, würden die Zinsen am Kapitalmarkt anziehen. Was käme dann auf den Staat hinsichtlich seiner Zinsbelastung zu? Ist es für Sie wirklich so schwierig zu erkennen, dass der Verschuldungs-"Point Of No Return" längst überschritten ist? Warum profilieren sich die Grünen nicht, indem sie sagen, lieber jetzt die anstehende Bereinigung mit Schmerzen als einen Aufschub mit den damit verbundenen entsetzlich größeren Schmerzen? Ist Ehrlichkeit bei Ihnen nichts mehr wert? Sind Sie auch dafür, Bäume jeden Herbst ins Gewächshaus zu stellen, um aus politischem Opportunismus die notwendigen Winterrezessionen zu umgehen? Wenn der Baum dann völlig verwuchert ist, wird er immer noch nicht entstrüppt, nein, man ruft nach größeren Gewächshäusern?
Ein Politiker kann nicht alles wissen, aber er kann mutig sein. Wollen Sie nicht den Apfel der neokeynesianischen Schlangen prüfen, bevor Sie endgültig reinbeißen?
Einen grünen Gruß!
M. Bonnet