Frage an Jürgen Trittin von Stefan L. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Trittin,
derzeit wird mit viel Aufwand nach dem Ursprung des EHEC-Erregers gesucht. Aber was, wenn der Erreger überhaupt nicht von Gemüse, Salat oder Sprossen kommt, sondern menschgemacht ist?
Können Sie dies ausschließen? Haben Sie diesbezüglich vor, eine Anfrage im Bundestag an die Bundesregierung zu richten?
Zur Erläuterung:
Bei der Vogelgrippe zeigte sich ein ähnlich spontanes Auftreten der Infektionen (zum Glück nur bei Tieren): die ersten und dann in der Folge meisten Fälle traten rund um die Forschungslabore des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf (Riems, Wusterhausen, Jena, Tübingen). Der Hauptsitz des FLI ist auf der Ostseeinsel Riems (schon zu DDR-Zeiten Seucheninsel genannt) direkt neben der Insel Rügen, wo der erste Fall der Vogelgrippe auftrat. Die Erregerbank des FLI dort enthält rd. 500 hochinfektiöse Erregerstämme und -isolate von Nutztieren mit denen im Auftrag der Bundesregierung ´geforscht´ wird. Das FLI konnte nicht nachweisen, dass die Erreger nicht aus ihren Laboren stammte und wich auf Befragungen immer auf Allgemeinplätze aus oder antwortete ausweichend (siehe: G. Wiesniewski, verheimlicht, vertuscht, vergessen, 2007, S.109; sowie netzeitung, Oktober 2005 und Spiegel online, 05. März 2006).
Könnte es sein, dass hier wieder das FLI eine fragwürdige Rolle spielt? Wären Sie bereit, Herr Trittin, dieser Frage zusammen mit den Fachleuten in Ihrer Partei nachzugehen?
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Lohr
Sehr geehrter Herr Lohr,
vielen Dank für Ihre Anfrage zur Entstehung des EHEC-Erregers.
Die Herkunft des Erregers liegt bisher völlig im Dunkeln. Südkoreanische Forscher haben aber darauf hingewiesen, dass der Erreger schon einmal 2006 dortzulande nachgewiesen worden sei. Das würde darauf hinweisen, dass der Erreger nun zwar erstmals in Europa auftritt, aber nicht völlig neu ist. Völlig unklar sind auch noch die Infektionswege. Jüngste Erkenntnisse des Instituts für Risikobewertung lassen vermuten, dass der Erreger womöglich vom Menschen ? und nicht von Tieren - ausgegangen ist. Kurzum: Entstehungsursachen und Infektionswege sind unklar. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass dies so bleiben wird. Das ist bei Infektionserkrankungen auch alles andere als ungewöhnlich.
In solch einer Situation schießen Spekulationen ins Kraut. Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, dass der Erreger in diesem Fall aus einem Forschungslabor "geschlüpft" sein könnte. Diese Annahme ist aber nicht mehr und nicht weniger wahrscheinlich als viele andere Möglichkeiten auch. Wir Grünen konzentrieren uns deshalb auf den angemessenen Umgang mit der Epidemie. Und da sehen wir erhebliche Defizite. Die Informationspolitik der Bundesregierung zu EHEC ist chaotisch. Das Krisenmanagement verdient diesen Begriff nicht. Die Arbeit zwischen Bund und Ländern ist weitgehend unkoordiniert. Wir haben deshalb die Bundesregierung in den zuständigen Fachausschüssen des Bundestags und auch im Parlament unter Druck gesetzt. Am Freitag wird es im Bundestag zu einer von uns beantragten Aktuellen Stunde kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Philip Bohle
Wissenschaftlicher Mitarbeiter