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Jürgen Trittin
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Frage von Harold I. •

Frage an Jürgen Trittin von Harold I. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Herr Trittin,
es hat Änderungen des Maritimen Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung in der deutschen Seeschifffahrt 27./28. Mai 2011 in Wilhelmshaven durch die derzeitige Regierung gegeben, die eine Abschaffung der deutschen Schiffsmechaniker und Offiziere bedeutet.
Das derzeitige Ergebnis, den bisher geleisteten Solidarbeitrag für die Beschäftigung deutscher Seeleute quasi abzuschaffen, kann nur zu weiteren Ausflaggungen führen, damit die Reeder verstärkt Osteuropäische Offiziere beschäftigen können, die ja billiger sind.
Erste Reaktionen machen sich sich schon bemerkbar, denn Studienabgängern, die schon feste Arbeitsplatzzusagen hatten,wurde kurzfristig wieder abgesagt, andere finden zur Zeit nicht einmal einen Arbeitsplatz.
Was soll die Unterstützung der Ausbildung bringen, wenn man nachher keinen Arbeitsplatz bekommt ????
Den Reedern wird es im Endeffekt egal sein.
Wie regiert die Fraktion der Grünen auf diese Entwicklung ?
mit freundlichen Grüßen
H.Ingwersen
25524 Itzehoe

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Ingwersen,

beim maritimen Bündnis ist Einiges schief gelaufen: Die Reeder haben sich nicht an die Abmachung gehalten und 600 Schiffe unter deutsche Flagge gebracht - und die Bundesregierung hat die versprochenen Finanzbeihilfen um 30 Millionen gekürzt. Am Ende werden vor allem die Seeleute darunter zu leiden haben. Insgesamt muss man sich fragen, welchen Wert dieses Bündnis hat. Zwar wurde nicht weiter ausgeflaggt, aber ob die Subventionen den erwünschten Erfolg hatten, darf bezweifelt werden. Die Beihilfen wurden durch die Reedereien dankbar mitgenommen und dazu weitere Subventionen eingestrichen. Die Subventionen an die Reeder werden regelmäßig unter den größten Posten im Subventionsbericht der Bundesregierung gelistet. Hierzu gehören die Tonnagebesteuerung mit etwa 500 Millionen Euro, der  Lohnsteuereinbehalt mit etwa 18 Millionen Euro, die Ausbildungsförderung mit 2 Millionen Euro und der jetzt gekürzte Finanzbeitrag an die Reeder für das Führen der deutschen Flagge, der zuvor mit jährlich 57 Millionen Euro zu Buche schlug. Die Seeschifffahrt bleibt damit eine stark subventionierte Branche, obwohl sie in den Jahren vor der Krise satte Gewinne geschrieben hat und sich aktuell in einer Erholungsphase befindet.

Wir wollen die maritime Wirtschaft  mit mehr als 380.000 Beschäftigten unterstützen und sehen auch, wie hoch der Preisdruck im globalen Wettbewerb ist. Gleichzeitig brauchen die Reeder die Unterstützung des Staates - etwa bei der Piraterieproblematik. Deswegen muss das maritime Bündnis erneuert werden. Dabei müssen wir insgesamt seine Machbarkeit überprüfen. Utopische Versprechen helfen niemandem weiter. Gleichzeitig muss man darüber reden, was bei Nichteinhaltung passiert; denn sonst steht das Bündnis wie bisher nur auf dem Papier. Das neue Bündnis sollte auch aktuelle Fragen aufgreifen. Es sollte über die Einführung einer ökologischen Komponente in die Tonnagesteuer nachgedacht werden, es sollte strikte Regelungen bei der Ausflaggungsgenehmigung durch die Bundesregierung geben, und wir müssen auf mehr Ausbildung von Bordpersonal setzen, um weitere Schiffe auch mit Personal aus Deutschland besetzen zu können. Dazu sollte das neue Bündnis auch die Probleme Piraterie, Emissionshandel und Meeresschutz mit einbeziehen.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Philip Bohle