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Jürgen Trittin
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Frage von Klaus-Jürgen E. •

Frage an Jürgen Trittin von Klaus-Jürgen E. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Trittin!

Zur Zeit spricht alles über die Abschaltung von AKWs, aber kaum hört man etwas, was geschieht dann mit diesen abgeschalteten Kraftwerken? Kommen dann die Hinterlassenschaften ins Endlager?
Warum spricht man von Endlagerung? Für mich hat dieses Wort einen ganz bittern Beigeschmack, wenn ich an solche aus dem Nazijargong denke wie: Endsieg, Endkampf, Endlösung.
"Endlagerung von Atommüll" ist für mich ein gefährlicher politischer Verschleierungsbegriff, der der Bevölkerung suggerieren soll, Atommüll kann sicher gelagert werden für viele tausende von Jahren. Das sogenannte Endlager Asse in seinem desolaten Zustand beweist das Gegenteil. Atommüll unter der Erde lagern, konzentriert auch noch, den Blicken und der Kontrolle entzogen, aus dem Bewusstsein der Menschen gerückt, dass ist wahrlich eine Ausblick, der Angst einflößt. Und bezahlen werden das nie und nimmer die Betreiber, geschweige denn die Aktionäre (Banken usw.), diese werden ihre Gewinne in Sicherheit bringen, die Preise erhöhen und wenn es ganz hart für sie kommt, in Insolvenz gehen, kürzliches Bespiel "Tierfutterverseuchung".
Am Rückbau Lubmin ist da schon eher realistisch ablesbar, was mit gegenwärtigen Mitteln möglich ist: Demontage über einen langen Zeitraum, kontrollierte überprüfbare Lagerung, Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und das wichtigste: Am Entstehungsort ohne Transportwege durch Deutschland! Auch die Nachteile dieses Rückbaus sind ablesbar, nämlich, u. a. Vergrößerung des kontaminierten Materials durch Demontageequipment und Castoren, die auch nicht ewig halten.
Mich würde Ihre Meinung zu den Punkten Endlagerung, kontrollierter Rückbau und Zwischenlagerung im jeweiligen Atomkraftwerk sowie die Sicherstellung, dass das die Betreiber und ihre Nachfolgeunternehmen aus ihren Gewinnen finanzieren, interessieren.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Jürgen Ende

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Ende,

es ist richtig, mit dem Stillegen der AKWs sind die Probleme des Atommülls bei weitem nicht gelöst. Der Rückbau von AKWs nimmt Jahrzehnte in Anspruch - je nach Strategie auch länger. Am Ende bleibt aber immer das gleich. Man hat große Menge hochradiaktiven Mülls und riesige Menge schwach- und mittelaktiven. Dieser Müll bleibt für sehr lange Zeit hochgefährlich und muss für 1 Million Jahre sicher von der Umwelt abgeschlossen bleiben.
Bisher gibt es dafür nur die Lösung, den Atommüll in ein Lager in tiefen geologischen Formationen einzulagern, die gewährleisten, dass es keinen Kontakt zur Umwelt gibt. In einer Vergleichendes Standortsuche müsste ein solcher Standort zu ermitteln sein.

Die Alternative einer oberirdischen oder oberflächennahen Lagerung über einen begrenzten Zeitraum kann nur eine Lösung sein, wenn ein sicheres "Endlager" noch gesucht oder gebaut wird. Wir halten es für nicht verantwortbar, dieses Problem nachfolgenden Generationen zu überlassen, in der Hoffnung, dass es dann bessere Lösungen geben wird.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin