Frage an Jürgen Trittin von Marc H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Trittin,
ich stelle in den letzten Monaten immer öfters die Widersprüchlichkeit der Ziele Ihrer Partei fest. Sie möchten erneuerbare Energien wie z.B. Windkraft fördern, klären die Menschen jedoch nicht über die Begleiterscheinungen wie den zwingend notwendigen Netzausbau auf. In vielen Gemeinden wird gegen neue, überirdische Hochspannungsnetze demonstriert, meist durch Bürgerinitiativen. Viele fordern eine Verlegung unter die Erde, wissen aber nicht, dass es einen enormen finaziellen Kraftakt bedeuten würde, der sich mittelfristig auf den Strompreis niederschlägt.
Weiterhin klären Sie die Menschen ebenfalls nicht über die Bedeutung und Wichtigkeit von Pumpspeicherkraftwerken auf obwohl Ihnen klar sein müsste, dass diese derzeit die einzig effiziente und effektive Speichermethode ist um das Land wirklich zu 100% mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Auch hier habe ich das Gefühl, dass die Bürgerproteste teils ohne Basiswissen stattfinden. Eigentlich sollte die selbsternannte Fortschrittspartei die Menschen über solche Begleiterscheinungen zu informieren, vor allem wenn man genau diese Dinge fordert.
Mit freundlichen Grüßen
Marc Hirschfeld
Sehr geehrter Herr Hirschfeld,
seit Gründung der Grünen Partei, waren Konflikte rund um Infrastruktur und Bauprojekte teil unserer Arbeit. Wir haben uns schon immer kritisch mit dem Planungsrecht und den Beteiligungsmöglichkeiten auseinandergesetzt. Dabei ging es uns nicht - wie uns häufig unterstellt wird - darum, alles zu verhindern, sondern es geht uns um einen Interessensausgleich und eine sinnvolle Umsetzung von Projekten.
Wir standen immer dazu, dass ein Umbau der Energiewirtschaft und der Ausbau der Erneuerbaren Energien Investitionen in den Netzausbau sowie den Bau von Energiespeichern notwendig macht. Die Rot-Grüne Bundesregierung hat die Studie zum Netzausbau (DENA I) in Auftrag gegeben und aus dem Ergebnis die Konsequenz gezogen ein Netzausbaugesetz auf den Weg zu bringen.
Die Proteste gegen solche Projekte werden auch nicht in erster Linie von der grünen Partei sondern von Anwohnern, Bürgern und Kommunalpolitikern aller Parteien getragen. Der größte Widerstand gegen den Netzausbau Wahle-Mecklar kommt von einer BI deren Vorsitzender Ortsvorsteher und CDU Parteimitlgied ist. Grund für die Projekte gegen den Netzausbau ist häufig die fehlende Bereitschaft der Netzgesellschaften über Trassenalternativen mit den Bürgern zu sprechen. Es reicht nicht unübersichtliche Pläne in einem Kellerraum auszulegen und das Bürgerbeteiligung zu nennen.
Darüber sollte die Erdverkabelung im 110 KV-Bereich heute schon Standard sein, da diese nicht teurer ist als Freileitungen. Bei 380 KV-Leitungen gibt es noch keine Erfahrungen über weite Strecken. Dazu muss es Pilotprojekte geben. Die von den Netzgesellschaft in den Raum gestellten Zahlen zu den Kosten sind übertrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Trittin