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Jürgen Trittin
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Frage von Eike B. •

Frage an Jürgen Trittin von Eike B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Trittin,

Ich habe heute im ARD-Morgenmagazin das Interview gesehen, in welchem Sie über die Endlagersuche für Atommüll sprachen. Sie betonten dabei, dass für Sie die sichere Lagerung im absoluten Vordergrund stünde und keine ideologischen Motive für die Wahl eines zukünftigen Endlagers eine Rolle spielen dürften.
Sie haben sich in dem Interview ganz bewusst von einer Beschränkung auf Salzstöcke distanziert und im folgenden Satz die Menge der in Frage kommenden Lagerungsstätten um Gebirge erweitert, sich aber damit auch wieder auf eine Untertage-Lösung konzentriert.
Seit Morsleben und Asse sehen wir doch, dass eine solche Lagerung Probleme mit sich bringt, im Fall der Asse insbesondere, welche Aufwendungen es benötigt, um den falsch eingelagerten Müll wieder aus dem Lager zu holen. Sie fordern in dem Interview ein Lager, welches "eine Million Jahre sicher" sein soll. Ich wage zu bezweifeln, dass der Wissensstand der Geologie sich in den kommenden Jahren nicht eventuell dahingehend ändern könnte, dass jetzt sicher erscheinende Lagerstätten dann ganz anders beurteilt werden könnten.

Kurz: Warum wird immer nur eine Lagerung unter der Erdoberfläche in Betracht gezogen und einfach davon ausgegangen, dass so ein Berg/Bergwerk ewig halten wird? Wenn es das nämlich nicht ist, sehe ich keine entscheidenden Gründe, die gegen eine Oberirdische Lagerung ähnlich der der russischen Atom-Uboot-Reaktoren in Murmansk sprechen würde - Außer vielleicht optische, die das Konzept "Aus den Augen aus dem Sinn", nach welchem man bisher beim Verstecken des Atommülls verfahren ist, behindern würden - Aber dies wäre doch sicherlich auch im Interesse Ihrer Partei, den Menschen, die das Atommüll-Problem bisher verdrängt haben, vielleicht ein Stück weit die Augen öffnen zu können.

Man könnte doch prima oberirdische Lager auf den Geländen der stillgelegten AKWs einrichten oder sogar die Kraftwerksgebäude dafür verwenden - davon haben wir ja leider genug ;-(

Gruß,
Eike Baran

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Baran,

zu meiner Amtszeit haben Experten in einem intensiven Verfahren die internationalen Endlagerforschung intensiv aufgearbeitet um ein Endlagerkonzept für Deutschland zu erarbeiten. Dies ist auch gelungen und so legte ich 2005 ein Endlagersuchgesetz vor. Die internationalen Experten sind der Ansicht, dass nur eine Lagerung in tiefen geologischen Schichten sicher ist. Eine überirdische Lagerung kann lediglich für einige Jahrzehnte eine Lösung sein. Einerseits besteht immer die Gefahr, dass sich in einigen Jahrzehnten od. Jahrhunderten die politische Lage grundlegend geändert hat und der Atommüll für terroristische od. "militärische" Zwecke genutzt wird. Andererseits ist eine oberirdische Lagerung nicht unproblematisch, da Lagerbehälter nicht unendlich lange haltbar sind. D.h. Lagerstätten müssten mit nicht unerheblichem Aufwand geschützt, kontrolliert und immer wieder neu angelegt werden und die Lagerbehälter müssten regelmäßig erneuert werden. Da sind Kontaminationen nicht mehr auszuschließen sondern vermutllich sogar vorprogrammiert. Darüber hinaus halte ich es für unverantwortlich, das Problem des Atommülls nachfolgenden Generationen aufzubürden. Wir haben die Atomenergie genutzt und wir müssen die Konsequenzen dafür tragen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Trittin