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Jürgen Trittin
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Frage von Reiner B. •

Frage an Jürgen Trittin von Reiner B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Trttin,

ich arbeite im Sicherheitsgewerbe, und trage eine hohe Verantwortung.
Ich stelle immer wieder fest dass es gängige Praxis ist die Mitarbeiter nicht korrekt zu bezahlen. Tarife werden nicht eingehalten, kein Urlaubsgeld, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 12 - 15 Stunden Dienste, Arbeitswege bis zu 100 Km, Menschen verachtender Umgang mit Mitarbeitern, bei Gründung eines Betriebsrates droht die Kündigung, gesplittete Dienste; 3 Stunden arbeiten 4 Stunden Pause wieder und wieder 5 Stunden arbeiten bei langen Arbeitswegen und Dienste die manchmal nur 1 Stunde gehen, Plus dass Mitarbeiter in anderen Bundesländern eingesetzt wrden und immer nach dem schlechteren Tarif bezahlt werden wobei Dienstfahrten bis zu 3 Stunden nicht bezahlt werden.
Meine Frage, Wann kommt ein flächendeckender Mindestlohn?
Wann werden Firmen endlich kontrolliert und bestraft die so mit Ihren Mitarbeitern umgehen?
Was können Sie dafür tun dass auch das Sicherheitsgewerbe familienfreundlicher wird.
Nicht jeder arbeitet in einer Firma wie ich in der man zufrieden sein kann. Das ist eher die Ausnahme. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, und das seit zig Jahren.

Mit freundlichen Grüßen,

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Blieninger,

Sie haben völlig Recht, die Löhne und Arbeitsbedingungen im Sicherheitsgewerbe sind ein Problem. In dieser Branche muss dringend etwas getan werden.

Wenn es gut läuft und die FDP ihren grundsätzlichen Widerstand gegen branchenspezifische Mindestlöhne aufgibt, wird es in den kommenden Monaten einen Branchenmindestlohn für das Sicherheitsgewerbe geben, der aber nach Bundesländern abgestuft ist. Ziel des Tarifvertrags ist es, bis 2013 einen einheitlichen Mindestlohn in Höhe von 7.50 Euro zu etablieren.

Ver.di hat im April 2010 mit dem Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen einen sogenannten Mindestlohn-Tarifvertrag vereinbart, für den die Verbände eine sogenannte Allgemeinverbindlicherklärung beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales beantragen wollten. Insofern läuft das Verfahren und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich demnächst etwas bewegt. Der Link führt zu einer Pressemitteilung von Ver.di, aus der näheres hervor geht:

https://presse.verdi.de/pressemitteilungen/showNews?id=87094dde-495f-11df-4769-0019b9e321e1

Der Branchenmindestlohn, der natürlich auch durchgesetzt werden muss, ist ein erster Schritt zu einer besseren Familienfreundlichkeit. Natürlich sind eine bessere Kinderbetreuung und eine Begrenzung der Arbeitszeit in der Sicherheitsbranche unabdingbar. Wenn die Löhne steigen und die Beschäftigten einigermaßen davon leben können, ist die Grundvoraussetzung für humanere Arbeitszeiten in der Branche geschaffen.

Viele Grüße,

Jürgen Trittin