Portrait von Judith Skudelny
Judith Skudelny
FDP
100 %
49 / 49 Fragen beantwortet
Frage von Felix S. •

Wie stehen Sie zu Stuttgart 21? Welche Bedeutung hat für Sie der Kopfbahnhof? Wie stehen Sie zu den Plänen die Gäubahn über Jahre vom Kopfbahnhof abzubinden? Wie stehen Sie zur Panoramabahn?

Als jemand der kein Auto hat auf die Bahn angewiesen ist ist es für mich von großen Interesse, wie Leistungsfähig der Eisenbahnknoten Stuttgart künftig sein wird. Wie sicher ist der neue Bahnhof bei Störungen durch Tunnelschäden im wasserempfindlichen Anhydrit-Gestein oder durch Unfälle oder gar Brandereignisse? Was passiert bei einer Störung im S-Bahn-Tunnel, wenn weder die Gäubahn noch der Kopfbahnhof als Ausweichstrecke mehr vorhanden sind? Kann man bei einer echten Verkehrswende mit möglichst viel nach Stuttgart durchfahrenden Zügen überhaupt auf die Kapazität des Kopfbahnhofs verzichten? Warum ist 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges die Gäubahn noch immer auf langen Abschnitten eingleisig, so dass diese beim Tunneleinbruch in Rastatt keine Umleiterzüge aufnehmen konnte? Wie soll ohne den Kopfbahnhof der Deutschlandtakt klappen? Die Schweiz entwirft Fahrpläne und baut dafür Strecken und Bahnhöfe. Warum macht es Deutschland umgekehrt, S21 bauen und danach Fahrplan ausrichten?

Portrait von Judith Skudelny
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr S.

vielen Dank für Ihre Fragen! Stuttgart 21 ist für die FDP ein bedeutendes Infrastrukturprojekt, das die Mobilität und Zukunftsfähigkeit der Region nachhaltig stärken wird.

Die im Rahmen von Stuttgart 21 entstehenden Tunnel erfüllen alle strengen Sicherheitsanforderungen. Das Eisenbahn-Bundesamt hat als zuständige Behörde die Planung für den künftigen Stuttgarter Hauptbahnhof und die zulaufenden Tunnel geprüft und genehmigt. Die Deutsche Bahn plant und arbeitet auf Basis der europäischen und nationalen Regelungen zur Eisenbahnsicherheit sowie sämtlicher einschlägiger Regelwerke und Vorgaben der Behörden. Auf der Grundlage dieser hohen Sicherheitsstandards werden im deutschen Schienennetz Tunnel mit einer Gesamtlänge von mehr als 600 Kilometern betrieben.

Wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, wird es ein funktionierendes Störfallkonzept geben. Dazu wird weder die Panoramabahn als auch der Kopfbahnhof benötigt. Anders als heute wird künftig die neue Infrastruktur mit ihrem dichten Angebot an Fern- und Regionalzügen als Alternative für Störfälle und bei Baumaßnahmen zur Verfügung stehen.

Die Leistungsfähigkeit des Durchgangsbahnhofs wurde 2011 in einem von allen Projektpartnern anerkannten Stresstest nachgewiesen. Der Durchgangsbahnhof mit acht zu- bzw. abführenden Gleisen kann deutlich mehr Zugverkehr abwickeln als der heutige Kopfbahnhof mit insgesamt nur fünf zu- bzw. abführenden Gleisen und vielen Kreuzungskonflikten im Gleisvorfeld. Die Vereinbarung, im Zuge von Stuttgart 21 das bundesweite Pilotprojekt Digitaler Knoten Stuttgart umzusetzen, wurde erst im Jahr 2020 getroffen und somit neun Jahre nach dem Stresstest 2011. Die Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgart erhöht somit die bereits nachgewiesene höhere Kapazität noch zusätzlich. 

Der Ausbau der Gäubahn ist seit jeher im politischen Fokus. Seit den 60er Jahren ist eine kontinuierliche verkehrliche Optimierung erfolgt, beispielsweise mit der vollständigen Elektrifizierung der Strecke. Der Ausbau der bundeseigenen Strecken unterliegt im Wesentlichen verkehrsstrategischen Erwägungen unter Berücksichtigung einer auskömmlichen Mittelausstattung. Unter dieser Prämisse gehört die teilweise Wiederherstellung des zweigleisigen Ausbaus der Gäubahn seit 2016 zum vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans.

Erst durch Stuttgart 21 werden überhaupt die notwendigen Voraussetzungen für den Deutschlandtakt geschaffen und die Verdoppelung der Fahrgastzahlen ermöglicht. Das belegt ein vom Verband Region Stuttgart veröffentlichtes verkehrswissenschaftliches Gutachten. Dass der Deutschlandtakt auf die Planung von Stuttgart 21 abgestimmt und fahrbar ist, hat mittlerweile auch das grüne Landesverkehrsministerium öffentlich bestätigt. Ohne Stuttgart 21 wären auch perspektivisch Fahrzeiten zwischen den großen Knoten auf der Achse Mannheim–Stuttgart–Ulm von jeweils 30 Minuten und schneller schlicht nicht möglich. Stuttgart 21 ermöglicht zudem viele neue umsteigefreie Verbindungen und kurze Umsteigezeiten im Fern- und im Regionalverkehr. Bei Stuttgart 21 sind zudem bereits mögliche Ausbaupotenziale weit über den absehbaren verkehrlichen Bedarf hinaus berücksichtigt.

Die FDP ist überzeugt, dass Stuttgart 21 eine moderne Verkehrsinfrastruktur schafft, die nicht nur Stuttgart, sondern ganz Baden-Württemberg voranbringt. Das Projekt wird langfristig sowohl wirtschaftliche Impulse setzen als auch die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger verbessern.

Mit freundlichen Grüßen

Judith Skudelny

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Judith Skudelny
Judith Skudelny
FDP