Frage an Joachim Herrmann von Stefan H. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Herrmann,
in Ihrer Antwort vom 06.04.2010 auf Fragen Herrn Hoffmanns antworteten Sie unter anderem - ich zitiere - "Denn während Drogenkonsum in unserer Gesellschaft mit Recht nicht akzeptiert ist und Kinderpornografie allgemein auf Verabscheuung stößt, werden die Gewaltorgien auf Computerbildschirmen in ihren Auswirkungen leider von Vielen verharmlost und schön geredet."
Hierzu habe ich mehrere Fragen:
1. Drogenkonsum ist in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert? Was ist mit Alkohol, was ist mit Tabak? Beides sind Drogen. Da Bedarf es keiner Diskussion, das ist in etlichen Studien wissentschaftlich belegt.
Sehen Sie dies anders? Sind für Sie Alkohol und Tabak keine Drogen? Wenn ja, könnten Sie mir dies bitte erläutern. Wenn nein, wie verantworten Sie Ihre Stimme zur Lockerung des Rauchverbots? Wie verantworten Sie das Oktoberfest als größte legale Drogenfeier weltweit?
2. Gewalt in Computerspielen und Drogenkonsum setzen Sie mit der Formulierung Ihrer Aussage auf eine qualitative Stufe mit Kinderpornografie. Das empfinde ich als ungeheure Schmähung der unzähligen Missbrauchsopfer in unserer Gesellschaft. Wie stehen Sie zum Verhalten der katholischen Kirche zu diesen Missbräuchen? Können Sie als christlich-demokratische Partei ernsthaft eine weitere Unterstützung der katholischen Kirche in Erwägung ziehen? Eine in sich undemokratische Einrichtung, die im Leben einer parallelen Gerechtigkeit und Gerichtsbarkeit den Anhängern der muslemischen Sharia in nichts nachsteht?
3. Wie stehen Sie zu der Darstellung anderer Gewaltorgien? Zu Gewalt an sich? Es erstaunt mich etwas, dass Sie so sehr einzig auf Computerspiele fokussiert sind und nicht übertriebene Darstellung von Gewalt an sich kritisieren. Was ist mit Gewalt im Fernsehen, in Filmen, in Zeitungen und Zeitschriften? Warum einzig der Protest gegen Computerspiele? Das wirkt halbherzig und letztendlich unglaubwürdig.
Vielen Dank vorab für Ihre Zeit und Ihre Antworten!
Sehr geehrter Herr Hofheinz,
vielen Dank für Ihre Stellungnahme vom 07.04 2010 zum Thema Killerspiele. Zum überwiegenden Teil Ihrer Fragen habe ich hier auf "Abgeordnetenwatch" bereits Stellung genommen. Auch bei Alkohol und Drogen setzt der Staat klare Grenzen. Genauso kann aber unsere Gesellschaft nicht zulassen, dass durch die derzeit weitgehend freie Verfügbarkeit von Killerspielen extremste Gewalt und Brutalität zur täglichen Normalität im Leben vieler - vor allem jugendlicher - Menschen wird. Mit den Folgen ist die Polizei täglich konfrontiert. Die Wissenschaft hat längst nachgewiesen, dass das aktive Ausüben von Gewalt bei Computerspielen um ein Vielfaches schädlichere Auswirkungen hat als das bloß passive Konsumieren von Filmen oder Büchern.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Herrmann, MdL
Bayerischer Staatsminister des Innern