Frage an Joachim Herrmann von Ulf K. bezüglich Recht
Hallo Herr Hermann.
Ich möchte Bezug nehmen auf ihre Antworte bzw. die Fragen von Herrn M. Hoffmann an Sie.
Die Studienergebnisse von Prof. Manfred Spitzer sollten inzwischen hinreichend bekannt sein. Dass Lernen durch Wiederholung und Veränderung der Synapsen im Gehirn funktioniert und damit ständiges Wiederholen von Gewalt verherrlichenden Spielen (Gewalt an sich) per se auch zu einer Verrohung führt, ist damit auch ziemlich einleuchtend.
Jedoch möchte ich gerne einige Gedankengänge einstreuen und mich würde ihre Meinung zu den folgenden Gedanken interessieren:
- Schon seit einer Ewigkeit, Ihnen sicher auch bekannt, spielen Kinder "Räuber und Gendarm", wo es um "Gut gegen Böse" geht. Dieses sich Ausprobieren und die damit verbundenen Machtspiele liegen scheinbar in der Natur des Menschen.
- Viele Kinder und Jugendliche können Gewalt verherrlichende Filme schauen und ebenso auch Spiele spielen.Warum haben Jugendliche Zugang zu für sie nicht geeigneten Spielen? Warum setzt man nicht hier an? --> Mehr Spiele ab 18, schärfere Kontrollen von Geschäften und härtere Strafen für Eltern, die ihren Kindern den Zugang zu solchen Medien gewähren und Verbesserung der Einschätzung durch die USK.
- Ich frage mich ernsthaft, wieso jemand einen Amoklauf begeht.Viele Computerspieler und Horrorfilm-Fans laufen nicht Amok. Das Spiel alleine kann also nicht der Grund seni! Ist es nicht eher so, dass Jugendliche ohne gefestigte Strukturen, fehlendem Halt in der Familie und Mobbing sich in die Ecke gedrängt fühlen, sich zurückziehen und Amok laufen, weil sie keinen Ausweg mehr sehen? Das Computerspiel ist dabei nur ein Teil vom Ganzen.
Niemand würde behaupten, Rotwein macht intelligenter, nur weil intelligente Menschen gerne Rotwein trinken (falsche Kausalkette)!
- Was halten Sie von Freigaben ab 18, für freie Selbstbestimmung von Erwachsenen (keine Pauschalverbote)?
- Warum wird nicht auch gegen Gewalt und Sex im Fernsehen vorgegangen?
Vielen Dank!
MfG, Ulf Karrock
Sehr geehrter Herr Karrock,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 07.04 2010 zum Thema Killerspiele. Zu Ihren darin enthaltenen Gedanken habe ich hier auf "Abgeordnetenwatch" bereits zu einem großen Teil Stellung genommen.
Ich kann nur hoffen, dass Sie die Beschäftigung mit Killerspielen nicht mit "Räuber und Gendarm"-Spielen von Kindern auf eine Stufe stellen wollen. Bei Killerspielen geht es um extremste Brutalität in mittlerweile fotorealistischer Darstellung, in die die Spieler als Akteure häufig täglich stundenlang eintauchen mit den in der Wissenschaft beschriebenen Folgen. Hier muss der Staat klare Grenzen setzen, auch mit den Mitteln des Strafrechts. Der Ruf nach schärferem Vollzug des Jugendschutzrechts hilft hier nicht weiter. Zum einen gibt es leider genug verantwortungslose Eltern, die derartige Spiele ihren Kindern zugänglich machen; zum anderen ist es für Kinder ein Leichtes, über Freunde und Bekannte an derartige "Erwachsenenspiele" zu gelangen, solange der Vertrieb in Deutschland zugelassen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Herrmann, MdL
Bayerischer Staatsminister des Innern