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Jan-Marco Luczak
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Frage von Stefan Z. •

Frage an Jan-Marco Luczak von Stefan Z. bezüglich Verkehr

Hallo,

ich wüßte gerne wie Sie zum Thema Flughafen Tempelhof stehen. Sind Sie dafür ihn für immer offenzuhalten, für z.B. Geschäftsflieger ?

Diese Idee liest man von Ihrer Partei immer wieder.
Ich wohne unmittelbar gegenüber und finde den Lärm unerträglich. Nicht oft und ständig, aber wenn muss man z.B. TV/Radio lauter stellen. Und ich bin keinesfalls schwerhörig ;-) Alleine dies empfinde ich schon als Einschränkung an Lebensqualität, die nicht sein muss.
Zumal der Tempelhofer Flugverkehr problemlos auf z.B. Schönefeld oder sogar die Schiene (da zum großen Teil Kurzstreckenflüge) verlagert werden könnte. Dies wäre auch ökologisch sinnvoll.
Dann gabs diese völlige unsinnige "Red Bull Air Race" Veranstaltung. Mitten in der Stadt ein Unding. Aber dann holten die "Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" sich ihren Schwung fürs Ziel (und wieder ne Runde) auch noch direkt über den Häusern in Neu-Tempelhof. Seien wir mal froh, das keiner den Schwung verlor.... Und dann Wochen später noch das WM-Finale. Bernie Egglestone und Claudia Schiffer und viele andere Promis wollten nach Hause, kann ich ja nachvollziehen, aber einige tausend Menschen bekamen vor 2 Uhr morgens kein Auge zu.
Und seit Wochen starten und landen hier richtig dicke Brummer. Es ist LAUT !

Sind Sie mit tausenden von Bürgern in Tempelhof (und auch in Schöneberg und Neukölln) der Meinung dieser Lärmbelästigung ein Ende zu setzen ?
Stmmen Sie zu, das ein Flughafen reicht ? Der gesamte Flugverkehr von Tempelhof könnte schon jetzt problemlos nach Schönefeld verlagert werden. Die jährlichen Millionenverluste könnte Berlin sich sparen und das Geld besser investiieren.
Die Fragen hätte ich gerne beantwortet.
Abschließend muss ich noch feststellen, das Ihre Partei laut protestiert hat, als der Senat aufs Angebot von Herrn Wöhrl nicht einging. Und jetzt ? Herr Wöhrl hat an Air Berlin verkauft.
Da kam Berlin um ein weiteres Bau-Millionengrab herum....

MfG
Zwingel

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Sehr geehrter Herr Zwingel,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Ich habe mich bei Kandidatenwatch bereits einige Male zum Thema "Flughafen Tempelhof" geäußert und dargelegt, aus welchen Gründen ich mich für dessen Erhaltung einsetze. Ich bitte Sie, auch meine dortigen Antworten heranzuziehen.

Berlin als internationale Metropole braucht den innerstädtischen Flughafen Tempelhof. Er ist wichtiger Faktor für Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze im Bezirk und in ganz Berlin. Seien Schließung wäre ien verheerendes Signal an dringend benötigte Investoren.
Mit Ihrer Aussage, der dortige Flugverkehr könne problemlos nach Tegel bzw. Schönefeld verlagert werden, haben Sie unrecht. Die Kapazitäten sowohl in Tegel als auch in Schönefeld sind an ihren Grenzen angelangt. Zudem ist der Flughafen Schönefeld aufgrund seiner örtlichen Lage nicht in der Lage, den spezifischen Flugbedarf, den jetzt Tempelhof bedient, zu befriedigen. Tempelhof profitiert ja gerade von seiner innerstädtischen Lage und seiner kurzen Entfernung zur Mitte Berlins, zu den wirtschaftlichen und politischen Entscheidungszentren.

Zu der Veranstaltung "Red Bull Air Race" kann man in der Tat unterschiedlicher Auffassung sein, weil die Lärmbelastungen für die Anwohner erheblich waren. Fakt ist aber auch, dass an diesem Tag etwa 600.000 Besucher auf den Flughafen strömten. Die anliegende Gastronomie und die sonstigen Geschäfte haben von diesem Ereignis ebenso profitiert, wie Berlin eine zusätzliche touristische Attraktion hinzugewonnen hat. Die Fußballweltmeisterschaft war in jeder Hinsicht ein singuläres Ereignis, das sich in den nächsten 50 Jahren wohl nicht wiederholen wird. Insofern kann man die in dieser Zeit - da stimme ich Ihnen gerne zu - über ein zuträgliches Maß hinausgehenden Lärmbelastungen nicht als Grundlage der Entscheidung nehmen, was mit dem Flughafen in der Zukunft geschehen soll.

Ein Wort zu den von Ihnen angesprochenen Defiziten des Flughafens: diese resultieren bei genauer Betrachtung nicht aus dem Flugbetrieb, sondern aus dem Gebäudemanagement. Da der Flughafen nach dem SPD/PDS-Senat eigentlich schon geschlossen sein sollte, besteht hier eine erhebliche Planungsunsicherheit, die verhindert, dass sich Mieter für das Gebäude finden lassen. Gäbe man den Flughafen hingegen eine verlässliche Perspektive, so könnte man leerstehende Räumlichkeiten gut vermarkten.
Im Übrigen: nach den Berechnungen der Berliner Flughafengesellschaft würde die Schließung des Flughafens Tempelhof allein rund 25,5 Millionen Euro kosten (Sozialplan, Schadenersatz- und Ausgleichkosten für die Fluggesellschaften, Altlastenbeseitigung sowie Umzugs- und Beräumungskosten). Damit ist die nach wie vor ungeklärte Frage der Nachnutzung des Gebäudes und des Geländes angesprochen - auch hier gibt es bislang kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept des Senates. Das bedeutet, dass nach einer Schließung auf den Steuerzahler eher mehr, denn weniger Kosten zukommen, da die Kosten für die Unterhaltung von Gebäude und Fläche bestehen bleiben. Angesichts der Haushaltslage Berlins ist dies meiner Ansicht nach nicht vertretbar.

Abschließend möchte ich anmerken: Ich bin sehr dafür und werde mich dafür verwenden, dass der Betrieb des Flughafens und die berechtigten Interessen der Anwohner in einen Ausgleich gebracht werden. Dazu gehört auch und gerade eine konsequente Beschränkung des Flugverkehrs in zeitlicher Hinsicht und eine Begrenzung der Größe der Tempelhof anfliegenden Flugzeuge, um die Lärmemissioen auf das Notwendigste zu reduzieren.

Mit freundlichen Grüßen
Jan-Marco Luczak

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