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Jan-Marco Luczak
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Frage von Ernest G. •

Frage an Jan-Marco Luczak von Ernest G. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Dr. Luczak,

momentan wird ja über ein Boykott der EM in der Ukraine diskutiert!

Ich halte nichts davon, dass die deutsche Nationalmannschaft und die deutschen Fans die EM boykottieren sollen. Sollte die Politik, insbesondere die Regierung, doch dazu aufrufen, oder gar sowas fordern; entschuldigen Sie bitte, muss man das Gefühl haben, dass einem der Spaß und die Freude an der Europameisterschaft nicht gegönnt wird!

Natürlich ist es nicht schön, wie dort mit Timoschenko umgegangen wird, und natürlich habe ich auch nichts dagegen, dass einzelne Regierungsvertreter und Politiker für sich entscheiden, bewusst die Ukraine bei der EM zu meiden. Aber es muss nicht jeder beim Boykott mitmachen, sondern es muss jeder für sich entscheiden können!

Oder, wie sehen Sie das?

Mit freundlichen Grüßen

Ernest Goetz

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Sehr geehrter Herr Goetz,

in der Ukraine bestehen nicht unerhebliche Demokratiedefizite - mitten in Europa. Trotzdem ist bei der Bewertung der aktuellen Lage eine sachliche Analyse angebracht. Es hilft den Menschen in der Ukraine nicht weiter, wenn sich deutsche Politiker mit Boykottaufrufen überbieten.

In der Vergangenheit haben sich Boykotte - zum Beispiel der Olympischen Spiele 1980 - zudem als wenig effektiv erwiesen. Ein Boykott der EM auch in der Ukraine wäre inkonsequent: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in China sowie den Winterspielen in Russland 2014 standen und stehen interessanterweise nicht zur Diskussion, obwohl die Menschenrechtslage in den Ländern sogar eher noch problematischer ist.

Ich bin zudem der Auffassung, dass zwischen Politikern und Fußballfans unterschieden werden muss. Dass deutsche Spitzenpolitiker auf ihre Anwesenheit verzichten, um Präsident Janukowitsch keine diplomatische Bühne zu bieten, unterstütze ich. Allerdings halte ich überhaupt nichts davon, den Fans ein bestimmtes Verhalten zu verordnen. Jeder Karteninhaber muss selbst entscheiden, ob er in die Ukraine fährt oder nicht. Die beste Möglichkeit internationale Medienaufmerksamkeit zu erhalten, um Menschenrechtsdefizite anzumahnen, ist jedoch eine erfolgreiche Europameisterschaft zu spielen.

Sollten unsere Nationalspieler das Bedürfnis haben sich zu dem Thema zu äußern, wird sich Ihnen sicherlich die eine oder andere gute Möglichkeit bieten.
Neben den ernsten bestehenden Problemen soll und muss die EM auch eine Veranstaltung sein, die den Rahmen für einen friedlichen Wettstreit der Nationen bietet. Der faire sportliche Wettkampf sollte hierbei im Fokus stehen, welcher begründete Kritik nicht ausschließen darf.

Ich wünsche Ihnen und uns allen eine spannende Europameisterschaft mit einem hoffentlich erfolgreichen Ende für unsere Mannschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan-Marco Luczak

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