Werden Sie sich für die Erforschung von Long-COVID und ME/CFS einsetzen?
Nach aktuellen Angaben der WHO sind über 36 Millionen Menschen in Europa von Long Covid betroffen. Viele von ihnen leiden an der schweren neuroimmunologischen Erkrankung ME/CFS, die von allen chronischen Krankheiten mit die geringste Lebensqualität aufweist.
Bislang gibt es weder eine Therapie noch genügend Anlaufstellen für die Betroffenen. Neben dem individuellen Leid verursacht Long COVID auch einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden, da viele der Betroffenen nicht mehr arbeiten können und auf Pflege angewiesen sind. Allein für Deutschland wird der wirtschaftliche Schaden im Jahr 2021 auf über 5,7 Milliarden Euro geschätzt.
Mehr Informationen zu ME/CFS finden Sie unter: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/.
Mehr Informationen zu Long-COVID finden Sie unter: https://www.mecfs.de/longcovid/
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und stehe Ihnen auch für Rückfragen zum Thema jederzeit zur Verfügung.
Guten Tag Timo S.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, was für die Unterstützung der Erforschung von Long-Covid und ME/CFS geplant ist!
Für das von Ihnen angesprochene Thema ist der Sonderausschusses zu den Erkenntnissen aus der COVID-19-Pandemie und Empfehlungen für die Zukunft (COVI) zuständig.
Für diesen wurde die Mandatszeit verlängert. Sie können sich also sicher sein, dass die Unterstützung der Forschung zu Long-COVID von uns Freien Demokraten dort weiter vorangetrieben wird.
Im Juni haben wir beispielsweise einen Bericht über die Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie und Empfehlungen für die Zukunft im COVI-Ausschuss erstellt. Diesen finden Sie unter diesem Link: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-9-2023-0217_DE.html#_section2
Uns als Freie Demokraten ist klar: Patienten und Patientinnen benötigen dringend Diagnosen und Behandlungen. Deshalb sehen wir die in dem Bericht erwähnte gezielte Forschungsförderung für translationale und klinische Forschung sowie die daraus resultierenden Schlüsselstudien als erforderlich an. Besonders wichtig dafür sind unserer Meinung nach groß angelegte Mehrländerstudien mit folglich großen Studienpopulationen.
Solche Studien muss die EU massiv finanzieren. Von wesentlicher Bedeutung ist es dabei, die Ursache(n) von Long-COVID zu untersuchen, bereits zugelassene Arzneimittel zu testen und neue Arzneimittel und Behandlungen für Patienten zu finden.
Ein Beispiel dafür ist das DNA-Aptamer-Arzneimittel BC 007, das auf Autoimmunität abzielt und in einer kleinen Studie am Universitätsklinikum Erlangen bei der Behandlung von Long-COVID erfolgreich eingesetzt wurde. Die Finanzierung für die Phase II(b) der klinischen Studie ist jedoch noch nicht gesichert ist. Hieran hat das Parlament die Kommission in dem bereits erwähnten Bericht selbstverständlich erinnert.
Zusätzlich fand im März 2023 ein Workshop des COVI-Ausschusses mit Long COVID-Experten aus der Forschung sowie aus dem europäischen Verband der Long-COVID-Patienten statt. Auch hier wurden Empfehlungen zur Unterstützung der Long COVID-Forschung erarbeitet. Thema waren hier unter anderem europäische Forschungsnetzwerke, die eingerichtet werden sollten. Damit soll erreicht werden, dass Forschungsergebnisse auch in andere Mitgliedsstaaten schnell verbreitet werden. Zusammen sind wir schließlich stärker!
Wie sie auch bereits erwähnt haben, stellt Long-COVID auch eine Bedrohung für die Wirtschaft dar. Deswegen halten wir es als Freie Demokraten für sinnvoll, dass Studien auch sozioökonomische Aspekte und Auswirkungen auf Long-COVID-Patienten umfassen.
Zusätzlich sollten aber neben der Unterstützung der Forschung andere Maßnahmen, die den Betroffenen das Leben direkt erleichtern können, nicht vergessen werden. Dazu zählen zum Beispiel groß angelegte Sensibilisierungsmaßnahmen zu Long-COVID und eine gründliche Schulung der medizinischen Fachkräfte
Für die Zukunft ist uns als Freie Demokraten wichtig, dass im Hinblick auf eine künftige Pandemie eine PAIS-Strategie erstellt wird, die die Gefahr chronischer Erkrankungen nach einer Infektion umfassend berücksichtigt, sodass direkt Maßnahmen zur Forschung und Unterstützung der Betroffenen eingeleitet werden.
Mit freundlichen Grüßen aus Brüssel,
Jan-Christoph Oetjen