Wie stehen Sie zu Geo-Engineering?
Dieses Thema verdient mehr Transparenz und Öffentlichkeit!
Sehr geehrte Frau Senkbeil,
vielen Dank für Ihre Frage zu Bewältigung der Klimakrise.
Um die Pariser Klimaziele zu erreichen sind massive Anstrengungen zur Reduktion von klimaschädlichen Emissionen notwendig. Das größte Potenzial sehe ich hier im Ausbau der Erneuerbaren Energien und der verbesserten Energieeffizienz. Die Umsetzung von Energiewende, Wärmewende, Verkehrswende und die industrielle Transformation hat für uns Grüne Priorität. Das hier vorliegende Einsparungspotenzial muss zuallererst ausgenutzt werden und langfristig alle möglichen Prozesse klimaneutral aufgestellt werden.
Dafür wollen wir ein Klimaschutz-Sofortprogramm auf den Weg bringen, das in allen Sektoren sofort wirksame Maßnahmen umsetzt. Wir wollen das ungenügende Klimaschutzgesetz und den Klimaschutzplan überarbeiten und – im Einklang mit dem höheren neuen europäischen Klimaziel – das deutsche Klimaziel 2030 auf -70 Prozent anheben.
Der Begriff Geoengineering bezeichnet vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erdnatur, wie der Atmosphäre, der Weltmeere oder der Landmassen. Die vorgeschlagenen Geoengineering-Maßnahmen lassen sich im Wesentlichen in zwei große Gruppen unterteilen:
1. Solar Radiation Management (SRM), welches vorsieht, mehr der einfallenden Sonnenstrahlung zu reflektieren.
2. Carbon Dioxide Removal (CDR), um bereits eingetragene Treibhausgase wie vor allem Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre zu entfernen.
Im Rahmen des SRM werden mehrere Technologien diskutiert. Eine davon sieht vor, nichtorganische Partikel wie beispielsweise Schwefeldioxid in die obere Schicht der Erdatmosphäre zu streuen und somit das einfallende Sonnenlicht zurück in den Weltraum zu reflektieren. Mögliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind bislang nicht erforscht, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Auch die Auswirkungen auf die Natur sind ungewiss. So steht SRM im Verdacht, potenziell einen weiteren Abbau der Ozonschicht zu bedingen. Das halte ich für nicht verantwortbar. Bei der Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre erachte ich natürlich Prozesse wie Aufforstung oder Humusbildung für sinnvoll, die aber kein Ersatz sind für massive Reduktionen bei den Emissionen.
Abgesehen von den Risiken und unbekannten Auswirkungen auf Umwelt und Mensch ist das große Problem von Geoengineering, dass keine der diskutierten bzw. bereits erprobten Techniken die Ursachen des Klimawandels bekämpft, sondern versucht wird, seinen Symptomen entgegenzuwirken. Dies birgt die Gefahr, den politischen Willen zu wahren Lösungen zu verwässern.
Wir Grünen wollen die Klimakrise mit den zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu bekämpfen. Dazu gehören ein früherer Kohleausstieg, der zügige Ausbau der Erneuerbaren Energien, viel mehr Energieeffizienz sowie ein konsequentes Eintreten für ambitionierte Klimapolitik auf europäischer und internationaler Ebene.
Mit freundlichem Gruß
Ingrid Nestle