Wie kann Ihrer Meinung nach der Strompreis reduziert werden?
Sie haben am 25.05. auf meine Frage geantwortet und gesagt, dass die Netzentgelte bleiben müssen. Meine Frage zielte aber gar nicht auf Netzentgelte, denn ca. 50% des Strompreises sind Steuern, Abgaben und Umlagen (dazu zählen nicht die Netzentgelte). Diese 50% könnten reduziert werden. Kosten wird alles verursachen. Ob wir Strom für die Industrie subventionieren, ob wir Steuern auf Strom reduzieren oder ob Unternehmen ins Ausland abwandern. Jede dieser Möglichkeiten kostet uns Geld. Ich halte es aber für die schlechteste Möglichkeit, wenn wir riskieren, dass Unternehmen abwandern und Arbeitsplätze verloren gehen. Wie kann Strom also günstiger werden? Im Ausland ist er günstiger, also muss das auch bei uns möglich sein.
https://efahrer.chip.de/news/deutscher-strom-doppelt-so-teuer-wie-im-ausland-warum-ist-das-so_106775
Sehr geehrter Herr C.,
danke für die Nachfrage. Tatsächlich hat sich die Zusammensetzung des Strompreises über die letzten Jahre verändert: Zum einen wegen der gestiegenen Erzeugungspreise durch die Gaskrise, zum anderen aber auch politisch durch die Abschaffung der EEG-Umlage zu Beginn dieser Legislatur. Gewissermaßen haben wir Ihren Vorschlag schon zu einem großen Teil umgesetzt. Aktuelle Zahlen des BdEW sehen den Anteil von Erzeugung, Vertrieb, Service und Netzentgelten an den Stromkosten bei etwa 75%, den Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen nur noch bei ca. einem Viertel. Davon ist der bei Weitem größte Block die Umsatzsteuer, die auf alle Güter erhoben wird. Daneben spielen die Stromsteuer, die Konzessionsabgabe, die Offshore-Umlage und die Umlage zur Finanzierung von besonders günstigen Netzentgelten für einige energieintensive Unternehmen mit besonderem Verbrauchsprofil eine Rolle. Den Umlagen stehen reale Ausgaben gegenüber. Die Stromsteuer von 2,05 Cent/kWh fließt in den Staatshaushalt und könnte theoretisch reduziert werden. Das wäre aber für die Steuerzahler sehr teuer und würde bei den Kunden kaum für Entlastung sorgen. Deshalb finde ich den Vorschlag des Wirtschaftsministers deutlich zielführender, mit weniger Steuergeld diejenigen gezielt und spürbar zu entlasten, die ein besonders großes Problem mit den Strompreisen haben. Denn tatsächlich sind es nur die besonders energieintensiven Unternehmen, bei denen eine Verlagerung von Arbeitsplätzen aufgrund von Stromkosten drohen könnte. Diesen können wir nur dann helfen, wenn wir das Geld nicht mit der Gießkanne an alle gleichermaßen verteilen.
Bei den Haushalten haben übrigens die Besserverdiener im Schnitt den höchsten Stromverbrauch. Eine generelle Absenkung der Stromsteuer würde also mal wieder das meiste Geld in die Taschen derjenigen lenken, die es am wenigsten brauchen. Auch deshalb setze ich mich für deutlich zielgenauere Lösungen ein.
Mit besten Grüßen
Ingrid Nestle