Was hat autonomes Fahren mit Umweltschutz zu tun?

Sehr geehrter Herr v. L.,

auch ich halte Autonomes Fahren nicht für den Durchbruch beim Klimaschutz. Einen hilfreichen Effekt kann es zum Beispiel in Regionen entwickeln, die nicht ohne Weiteres durch öffentliche Verkehrsmittel zu erschließen sind. Meiner Meinung nach müssen auch im ländlichen Raum viel mehr direkte Buslinien angeboten werden, die die Menschen zügig und komfortabel in die nahegelegenen Mittel- und Oberzentren bringen. Busse, die in zahlreichen Schleifen alle umliegenden Dörfer abklappern, sind als Verkehrsmittel nicht attraktiv genug. Wenn man auf die schnellen Buslinien setzt, muss der Zubringerverkehr von den Dörfern zur Stammstrecke anders organisiert werden. Für viele Menschen dürften zum Beispiel E-Bikes eine gute Lösung sein. Aber nicht alle Menschen können mit dem Rad durch unser schönes Land flitzen, und da wären autonom fahrende Autos tatsächlich ein wichtiger Baustein, der eine viel bessere öffentliche Mobilität im ländlichen Raum ermöglicht. Da es nur um die Zubringerverkehre geht, müssten die autonom fahrenden Autos auch nicht sehr schnell fahren, was eine Umsetzung realistischer macht.

Insgesamt ist es aber aus meiner Sicht längst nicht ausgemacht, ob das autonome Fahren in der Realität den öffentlichen Verkehr nicht eher schwächen und den Energiehunger des Verkehrssektors steigern wird. Vieles hängt von den Rahmenbedingungen ab. Und da ist es sicherlich sinnvoll, wenn wir bei der weltweiten Entwicklung insofern beteiligt sind, dass wir sie gestaltend begleiten können.

Mit besten Grüßen

Ingrid Nestle