Ingrid Nestle sitzend vor einer grünen Hecke in einem orangefarbenen Blazer
Ingrid Nestle
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Arne B. •

Warum darf bei Energieknappheit (oder überhaupt) klimaschädliches, energiefressendes Krypto-Mining erfolgen? Wie lässt sich dies an die Bevölkerung vermitteln, die nun eventuell kein Erdgas erhalten?

Sehr geehrte Frau Dr. Nestle,

warum darf bei Energieknappheit (oder überhaupt) klimaschädliches, energiefressendes Krypto-Mining erfolgen, was zur Bereicherung weniger Menschen führt? Kryptomining verbraucht so viel Energie, wie mancher Staat.
vgl. https://de.statista.com/infografik/18608/stromverbrauch-ausgewaehlter-laender-im-vergleich-mit-dem-des-bitcoins/
Warum sollen normale Menschen Energie sparen, vielleicht bleibt sogar das warme Wasser weg mit der kommenden Gasknappheit, aber andere wenige Menschen können für Ihre Wetten und Eigenbelange die Energie aus dem Fenster werfen und sich daran bereichern? Wie kann man dies uns einfachen Menschen vermitteln? Können Sie dieses Thema - falls Sie hier zustimmen - in den Bundestag einbringen?
Was ist aus dieser Anfrage zu diesem Thema geworden? https://dserver.bundestag.de/btd/19/006/1900687.pdf

Viele Grüße,

Ingrid Nestle sitzend vor einer grünen Hecke in einem orangefarbenen Blazer
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

Vielen Dank für Ihre Nachricht!
Zunächst einmal haben Sie vollkommen Recht: Der Energiebedarf von Bitcoin und anderen auf dem Proof-of-work-Konzept beruhenden Kryptowährungen ist enorm. Dies war auch der Grund, weshalb wir uns als Grüne Fraktion im Februar 2018 mit der Anfrage zu diesem Thema an die Bundesregierung gewandt haben.

Die Bundesregierung hat am 05.03.2018 auf diese Anfrage geantwortet. Zu der Mehrzahl unserer Fragen lagen ihr keine gesicherten Erkenntnisse vor. Vieles, darunter die Anzahl von Mining Pools in Deutschland (also kommerziellen Rechenzentren zum Mining von Bitcoins) und der Stromverbrauch dieser, wurde nicht offiziell erfasst. Die vollständige Antwort der Bundesregierung auf unsere Fragen finden sie hier: https://dserver.bundestag.de/btd/19/010/1901055.pdf

Ein Großteil des Krypto-Minings findet derzeit außerhalb Deutschlands und Europas statt, insbesondere in den USA, Kasachstan, Russland oder Kanada. Der Anteil des Minings am deutschen Energiebedarf insgesamt kann derzeit als relativ gering eingeschätzt werden. Dennoch: Energie ist knapp. Es ist eine Frage der Solidarität, dass auch die Menschen ohne finanzielle Sorgen jetzt sehr sparsam mit ihr umgehen. Nur gemeinsam stehen wir erfolgreich im Wirtschaftskrieg, den Putin gegen uns führt. Und auch der Klimawandel erfordert es, dass wir so energieeffizient wie möglich wirtschaften.

Auf europäischer Ebene haben sich die Grünen im Europaparlament im Zuge der MiCA – Verhandlungen (Regulation on Markets in Crypto Assets) daher für ein Handelsverbot von den besonders energieintensiven „Proof of Work“ – basierten Kryptowährungen eingesetzt. Die neue MiCA, zu der es im Europäischen Parlament nun eine vorläufige Einigung gibt, verpflichtet immerhin Krypto-Unternehmen, ihre Umweltbilanzen offenzulegen. Das gilt für den Umwelteinfluss ebenso wie für den Energieverbrauch. Außerdem erteilt sie der ESMA, der European Securities and Markets Authority, den Auftrag, Nachhaltigkeitsstandards für Kryptowährungen zu entwickeln.

Viele Grüße,
 

Ingrid Nestle

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