Ingrid Nestle sitzend vor einer grünen Hecke in einem orangefarbenen Blazer
Ingrid Nestle
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Eric C. •

Sollte nicht gerade jetzt Nord Stream 2 fertig gestellt werden?

Sehr geehrte Frau Dr. Nestle,
warum wird jetzt nicht in der Notsituation nicht Nord Stream 2 fertig gestellt? Wir müssen den Krieg doch nicht an allen Fronten gleichzeitig führen. Wenn das Energieproblem gelöst würde, könnten wir die Ukraine länger unterstützen. Gas wollen wir ja derzeit nicht sanktionieren. Dann können wir Nord Stream 2 auch weiter bauen. Dann gäbe es auch eine Basis für die Integration Russlands nach Putin.
Mit freundlichen Grüßen
Eric C.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr C.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Die aktuelle Gasknappheit liegt nicht in einem Mangel an Leitungskapazitäten aus Russland begründet. Nach Deutschland bzw. Europa führen aus Russland Pipelines mit der Kapazität von – je nach Betrachtung 130 – 190 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.

Der Gasverbrauch Deutschlands betrug aber im Jahr 2021 ca. 90 m3. Also viel weniger, als durch die bestehende Infrastruktur importiert werden könnte. Die Inbetriebnahme von Nordstream 2 würde die Kapazitäten erhöhen, aber nichts an dem Problem ändern. Wenn Wladimir Putin und Gazprom wollten, könnten sie auch schon heute viel mehr Gas nach Europa pumpen. So fließt seit Mitte Mai durch die Yamal-Pipeline kein Gas mehr und auch über die TransGas-Leitung wurden zuletzt nur 0,4 Mrd. kWh am slowakischen Grenzpunkt gemessen (Stand 21.07.22).

Und was die angeblich fehlende Turbine angeht: zum einen ist diese Turbine betriebs- und lieferbereit, aber Gazprom stellt die notwendigen Papiere für die Einfuhr beim russischen Zoll nicht zur Verfügung. Und zum anderen handelt es sich um eine Ersatzturbine, die aktuell installierten Turbinen laufen vollkommen störungsfrei. Es gibt also keine ernsthaften technischen Gründe für einen Drosselung des Gasflusses.

Dahinter steht einzig und allein politisches und wirtschaftliches Kalkül des Kreml, der dadurch Verunsicherung an den Märkten schürt und die Gaspreise in die Höhe treibt. Heute fällt uns in Deutschland die jahrelang verschleppte Energiewende durch die Vorgängerregierungen auf die Füße.

Mit freundlichen Grüßen

Ingrid Nestle

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